Dienstag, 7. September 2010

Ein Ehrenmal für einen Aggressor

So jetzt sehen es endlich alle.
Herr Brunner wird posthum zum Helden gemacht.
Überlebensgroß steht der eiskalt glänzende Bronzemann vor einem kleinen Männchen.
Der große Beschützer, Denkmal der Selbstjustiz.

Die Menschen brauchen Helden.
Sie lieben diese Stellvertreter des eigenen Mangels an Rückgrat.
Der Rache des Volkes ist genüge getan, übergroß, über die Maßen.
Die Richter haben zwei junge Menschen als Mörder verurteilt, wohl wissend, dass es kein Mord wahr.
Gesetze sind auslegbar.
Die Richter haben zwei Leben zerstört. Mit ihnen zwei Familien.
Die Angeklagten müssen büßen, über die Maßen.
Übergroße Sühne ... auch dafür steht das Denkmal.

Da hat ein Großer zugeschlagen, draufgehauen.
Ihm wird Notwehr bekundet.
Die Buben haben zurückgeschlagen.
Ihnen wird Vorsatz zur Last gelegt.
Die Eltern Brunners sagen, der Sühne ist genüge getan.
Auge um Auge. Zahn um Zahn.

Tut das wirklich gut, löscht Sühne Leid?

Leiden werden zwei Jugendliche, die nicht töten wollten.
Opfer einer kaputten Jugend, die keine Aussicht auf Leben hat.
Nicht mehr.
Zehn Jahre weggesperrt.
Was ist danach?

Das Übergroße, das Übermaß, das Unverhältnismäßige dieser Geschichte spiegelt sich im Denkmal.
Kunst ist interpretierbar, abhängig vom Auge des Betrachters.
Ich betrachte.
Meine Augen sehen einen furchteinflößenden Roboter, der sich vor das Leben einen kleinen Menschen stellt um ihm den Weg in eine Zukunft zu versperren.

Meine Augen sehen die Schuld Brunners, des Aggressors, des Mannes der zuerst zugeschlagen hat. Übergroß.










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen