Donnerstag, 31. März 2011

gedankensplitter 18

der traum und die vision - sind sie das gleiche.
sind unsere träume nicht oft von sehnsucht nach etwas namenlosen getragen und die vision von etwas, was erschaffen werden will, oder setzt die vision den traum voraus und was ist mit der illusion, als nährboden sinnloser träume.
eine vision, basierend auf dem, was in uns angelegt ist, den potentialen, die wir besitzen, ist der weg einen traum lebbar zu machen ...
es ist möglich, wenn gott auf unserer seite ist.

instabil

es ist nacht und ich sehe, dass wieder tag vergangen ist und wieder habe ich erfahren, dass das leben eine einzige kette von veränderungen ist ... und das ist gut so ...

und das was gestern so groß war ist heute kleiner, weil da etwas anderes ist, das größer ist. und vielleicht ist das leben nicht in der stabiltät angelegt, sondern in der instabilität und sicher in der bewegung.

ja, sicher, in der bewegung.

zeit RAUM

der raum ist die summe meiner möglichkeiten
zeit ist das, was gerade ist
über zeit hinaus denken macht eng

wenn ich mich mit dem raum beschäftige
habe ich die chance mich mit dingen zu beschäftigen
die ich nie zuvor gesehen habe

ich experimentiere unabhängig vom zeitdenken im raum

Mittwoch, 30. März 2011

Herz 18

in der liebe
treten zwei menschen wechselseitig für die freiheit des anderen ein,
damit beide als sie selbst aufblühen können.

Herz 17




ich begegne mir selbst ohne mich zu beurteilen
ich begegne mir selbst, achte mich
für alles was ich bin,
alles was ich nicht bin
ich erkenne mich selbst im licht und im dunkel,
lächle mir zu, mache die entdeckung von l i e b e

Landschaft mit Segeln

Der Mann sprach von Liebe
er war ein Fremder
er sagte, ich will einen Hafen finden
zu lang sei er auf dem Meer gesegelt
er sei müde von der Flucht vor sich selbst
er sagte, das Meer habe hat ihn müde gemacht
es habe ihm keine Antworten auf seine Fragen gegeben
er sagte, es sei genug

Die Frau glaubte dem Mann
sie glaubte, sie sei es, die ihn retten kann
sie glaubte an die Liebe

Der Mann sagte, sie sei es, die er immer gesucht habe
die, die ihn komplett mache
er sagte, du bist mein fehlender Teil
er glaubte, was er sagte

Die Frau liebte den Mann, weil war müde ist vom Suchen
auch sie hatte gesucht all die Jahre an Land
das Land, das ihr keine Antworten auf ihre Fragen geben konnte

Der Mann und die Frau legten ihre Teile zueinander
verschmolzen zu einem Ganzen
wurden eins, das Meer und das Land
eine Landschaft mit Segeln

Zeit verging
und das Meer überflutete das Land
die Frau sah die Flut
sie hatte keine Angst
sie glaubte an die Liebe
bis sie im Meer versank

Der Mann erschrack
er sah das Meer
sprachlos über seine Macht

Dienstag, 29. März 2011

die erträgliche leichtigkeit des seins

sie rauchte, sah ihn an. das bittere, schale klebte in ihrer mundhöhle. lustlos schluckte sie es herunter. sie war eine fremde geworden im eigenen leben, eine sucherin, eine trauernde, eine frau ohne vertrauen, weder zu sich selbst noch anderen gegenüber, weit davon entfernt bei sich selbst zu sein. tief im inneren nagte das zersetztende gefühl von unvollständig sein, weil da niemand war, der ihr beim leben zuschaute.

das wollen wir doch alle, diesen treuen zuschauer, der uns ansieht uns wahrnimmt in dem was wir sind und tun, der uns die rolle bestätigt, die wir spielen, der uns applaudiert, auch wenn wir eine miese vorstellung geben und uns auch noch zulächelt, wenn wir kostüm und maske abgelegt haben, sagte sie.

er sah sie an, schwieg, enttäuscht.

sie hatte viel verloren in den letzten jahren. wer viel verliert fürchtet sich weniger vor verlust. wer zu oft verliert, verliert die lust am festhalten wollen. es ist wie eine konditionierung durch eine sich ständig wiederholende ähnliche erfahrung. wieder ein schmerz und man nimmt ihn hin.

er schüttelte den kopf. fassungslos.

sie lächelte: es ist einfacher zu leben, wenn da kein wollen mehr ist. wenn sich wunschlosigkeit einstellt wird alles zur erträglichen leichtigkeit des seins. nur das unerträgliche wiegt schwer.

als er aufstand um zu gehen sah sie die tränen in seinen augen.

Montag, 28. März 2011

gedankensplitter 17

die fähigkeit glück zu empfinden ist etwas das wir in uns tragen
oder nicht
und manchmal ist glück
es T R O T Z D E M zu empfinden.

Mein Glück





Glück ist die Erinnerung an die kleinen Hände meines Sohnes, die sich vertrauensvoll in die meinen legen, an sein Lachen, seinen Kindergeruch, wenn er auf meinen Schoß saß, seine endlosen Fragen, sein: „Mama, ich hab dich lieb.“ Heute ist Glück, wenn er sagt: „Mama, du bist die Beste.“ Glück ist zu wissen, dass manches von dem, was ich gesät habe, aufgeht. Glück ist die Nähe eines geliebten Menschen, der mich sieht wie ich bin und mich genau deshalb begleitet. Glück ist am Morgen aufzuwachen, den ersten Milchkaffe zu trinken und ungestört meine Gedanken in mein Tagebuch zu schreiben. Glück ist den Pinsel in die Farben zu tauchen, zu sehen wie ein Bild entsteht, und am Ende sagen zu können: so wie es ist, ist es für mich schön. Glück ist einem Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Glück ist zu wissen, dass es denen , die ich liebe gut geht. Glück ist Musik hören und tanzen. Glück ist ein Spaziergang am Meer. Glück sind Menschen, die meine Gedanken und Träume teilen. Glück ist sagen zu können, ich habe mein Bestes mit bestem Wissen und Gewissen getan. Glück ist, einen Menschen für einen Moment in der Zeit glücklich gemacht zu haben. Glück sind die Menschen, die einen nicht vergessen haben. Glück ist, wenn die Worte aus mir herausfließen ohne, dass ich sie suchen muss, sich die Seiten füllen und eine Geschichte daraus wird, die auf das Banale verzichtet. Glück ist mein inneres Kind zu spüren. Glück ist gesund zu sein, ein Dach über dem Kopf zu haben und genug zu essen. Glück ist einander zuzuhören, verstanden zu werden und zu verstehen. Glück ist Menschen zu haben, die einen nicht verändern wollen und die man selbst nicht verändern will. Glück ist anderen zu helfen, wenn sie Hilfe brauchen. Glück ist verzeihen zu können, sich selbst und anderen. Glück sind die Bilder einer Ausstellung von Amedeo Modigliani. Glück ist ein Buch zu lesen, das mir zeigt, ich bin mit meiner Wahrheit nicht allein. Glück ist Neues zu erfahren und zu lernen. Glück ist ein Sternenhimmel in einer warmen Sommernacht. Glück ist die Kraft und den Mut zu haben für das einzustehen, woran man glaubt. Glück ist zu wissen, was das Wesentliche ist. Glück sind die Tautropfen auf den Rosen, die ich gepflanzt habe. Glück ist von Dingen unabhängig zu sein, die man kaufen kann. Glück ist mein eigenes Leben zu leben, und das Risiko einzugehen, ich selbst zu sein. Glück ist etwas zu hinterlassen zu haben, das sichtbar bleibt. Glück ist mein Glaube an den Schöpfer. Glück ist Dankbarkeit. Das alles ist mein Glück.

Samstag, 26. März 2011

Herz 16

 ver liebt sein 
ver liebt

bedeutendes

bedeutung
be deuten
etwas be deutung zumessen
kommt aus uns
etwas aus uns kommendes
ist veränderbar
ist wandelbar
be deuten
etwas bedeutung zumessen
bedeutendes
aus uns bedeutend zumessendes
ist bedeutend
für uns
be deutet das etwas ?
was ist bedeutend?

Donnerstag, 24. März 2011

Rauchen kann tödlich sein

In Gedanken drücke ich die Kippe aus. Das Rauchen ist überall verboten. An den Bahnsteigen ziehen sie ein Quadrat aus gelber Farbe in dessen Mitte ein stinkender Aschenbecher steht. Die Nichtraucher können mit dem Finger auf die Raucher zeigen, die ihnen und ihren Kindern nichts mehr antun können, mit dem Krebs erzeugenden Qualm. Rauchen ist Körperverletzung. Wer sich mit brennender Zigarette aus dem Quadrat herausbewegt wird von einem Pflicht bewussten Bahnbeamten zurückgetrieben mit der Androhung einer Strafe von zwanzig Euro und den Worten: „Wir machen nur, was uns aufgetragen wird.“


Der Staat verbietet uns das Rauchen. Die Gewaltfilme, die Videos und die Computerspiele in denen getötet wird, sind weiter erlaubt. Im Fernsehen wird im Vorabendprogramm schon gemordet. Die zunehmende Akzeptanz der Brutalität und Verrohung des Gefühlslebens einer Gesellschaft, die sich im Fernsehen in einer Kultur der Schamlosigkeit ergeht und die Fantasie der Gewalt als Unterhaltung betrachtet, macht mir Angst.


Die Talk Shows, in denen sich irgendwelche Leute am Vormittag die übelsten Beleidigungen gegenseitig an den Kopf werfen, sind legalisierte Vorbilder für Dummheit, Ignoranz, Aggression und Respektlosigkeit. Bestünde kein Bedürfnis danach und keinerlei Interesse an diesem ungeheuerlichen Schrott gäbe es ihn nicht.


Über die Verdaulichkeit dieses primitiven und ungesunden Massenfutters macht sich keiner Gedanken. Rauchen hat im Zweifel für den, der es tut tödliche Nebenwirkungen.


Welche Nebenwirkungen haben multimediale Verrohung und Gewalt für eine Gesellschaft?


Mittwoch, 23. März 2011

Die Entscheidung des HARLEKINO

er war schauspieler. er war immer schauspieler gewesen. das war seine profession, das beherrschte er, es war das, was sein leben ausmachte. er war keiner von den großen, sein name erschien höchstens ab und an im feuilleton einer unbedeutenden lokalzeitung. aber immerhin, das war schon etwas, das bedeutete etwas, schwarz auf weiß.

die bretter, die die welt bedeuteten, hatte er nie betreten, sein theater hatte er sozusagen immer bei sich. vorn der wagen und hinten im anhänger die bühne. er war der chef der comedia dell´arte. "das ist italienisches straßentheater für arme", sagte er oft im scherz, wenn man ihn fragte, was der name bedeute. richtig übersetzt hieß es kunstkomödie. aber, die, die fragten, was sowieso selten vorkam, hätten es doch nicht verstanden, hätten kein wirkliches interesse für seine erklärungen gehabt. was zählte war, das man sie kannte, sie freudig erwartete, gleich in welcher stadt sie auftraten. sie hatten ihr publikum, ihre zuschauer, die sich auf straßen und plätzen sammelten, einen ameisenhaufen aus menschenköpfen bildeten und ihr stück sehen wollten.

die vorstellung, die begann, wenn die lichter der nacht sparsam die gesichter der schaulustigen in eine anonyme masse von augen und mündern verwandelte, war etwas besonderes, war etwas, das laut und leise zugleich war, etwas, das die banale alltäglichkeit ihres meist grau getönten daseins für einen moment in der zeit unterbrach.

darum kamen sie und deshalb waren sie bereit zu zahlen, ja sogar etwas zu verschenken, den applaus ihrer gegeneinanderklatschenden hände, die endlich etwas anderes zu tun bekamen als das, was sie zu tun gewohnt waren. sie jubelten ihnen manchmal sogar zu, das fühlte er, wenn er in kostüm und maske den harlekino gab.

er, theodore coppolecchia, war zuständig für das lachen in der vorstellung, er war es, der auf irrwitzige weise die kolumbine anschmachtete, ohne jemals erfolg zu haben, sich wie ein kretin um sie schlang um nichts anderes als mitleid und gelächter zu ernten. bisweilen konnte er das gefühl von schwäche, das in diesen momenten in ihm aufstieg, nicht mehr zuordnen. wer fühlte es so und nicht anders? war es harlekino oder theodore, der es fühlte? dann waren sie eins, eine bedauernswerte kreatur, weiter nichts.

einer, dem nichts gelang, obwohl er schlau war, obwohl es seine figur war, die den dreh-und angelpunkt der stücke ausmachte. für sie aber war er nur der harlekin, der clown, der hofnarr im cyanfarbenen kostüm, das gesicht verborgen hinter der verzerrten schwarz-weißen maske ewigen lachens. sie stand ihm gut. sie glauben, du bist das, was sie sehen. sie wissen nicht, dass du es bist, der die stücke schreibt, die leute instruiert, die regie führt, sich um alles und jeden kümmert. tag für tag, abend für abend. sie wollen es nicht wissen, warum auch?

das, was sie wollen ist das, was sich auf der bühne abspielt, die illusion genießen, die sie mitnimmt in eine andere welt. sie wollen nichts denken, nichts hinterfragen. was würde das auch ändern? würde er sich besser fühlen, wenn sie wüssten? er hatte sich diese frage oft gestellt, er hatte in sich hineingeschaut und keine antwort gefunden. nur diesen zweifel hatte er gefunden, der immer lauter wurde, so laut, dass er das gefühl hatte, er würde ihn taub machen. er zweifelte an theodore und musste an harlekino glauben, denn der brachte volle kassen.

einmal hatte er einen jungen schauspieler aus dem kleinen ensemble genommen, mit ihm die rolle geprobt, wochenlang, geste für geste, pointe für pointe. dann hatte er ihn spielen lassen. ein sinnloses unterfangen. der klägliche applaus bestätigte ihm, was er bereist gewusst hatte. er war harlekino, es gab keine kopie. nur ihm kauften sie ihn ab.

er hatte also weiter gespielt und nicht mehr versucht einen nachfolger zu finden. es sollte so sein. es war schwer immer heiterkeit zu proklamieren, wenn das herz schrie. zwanzig jahre lang ging das schon so, eine lange zeit, in der nichts anders wurde, wo das immer gleiche das immer gleiche nach sich zog, die monotonie an ihm klebte wie eine zweite haut. dieses cyanfarbene kostüm, er hasste es. er lebte schon längst nicht mehr in kostüm und maske, er krepierte langsam darin.

der mensch ist ein gewohnheitstier, besänftigt sich durch immer gleiche rituale, das gibt ihm sicherheit, er fühlt sich aufgehoben in der stupiden begrenztheit des nichtveränderbaren. da sind alle gleich.

auch anita bemerkte nicht, wie es ihn quälte, sich abend für abend, kleidungsstück für kleidungsstück, von den spitzen schuhen bis zu dem abgetragenen kostüm, in harlekino zu verwandeln. immer öfter musste er sich beherrschen um nicht " ich bekomme keine luft mehr", zu schreien, wenn sein gesicht unter der maske fast erstickte.

diese maske raubte ihm alles, nahm ihm das elementarste, nahm ihm den sauerstoff, der seine lungen füllen sollte, den er brauchte um zu sprechen, um seine rolle zu spielen. das atmen wurde zur willentlichen anstrengung. es atmete nicht ihn, er musste es atmen. das kostete kraft, zusätzlich.

anita fragte ihn bisweilen, wenn die vorstellung zu ende war, ob er in ordnung sei. aber sie hatte zu viel mit sich selbst zu tun. die frage beschäftigte sie nicht lange. er funktionierte, so kannte sie ihn. er liebte anita, sie war seine kolumbine, seine frau. als theodore brauchte er nicht um sie zu kämpfen, er wusste, dass sie ihn brauchte, weil sie ohne ihn nichts war oder zuviel, um es allein zu sein. ihr talent war mäßig, aber sie war schön. schönheit reguliert vieles im leben.

früher, wenn er, spät in der nacht, nachdem die vorstellung vorbei war, die dunkelheit sich schwarz ausbreitete und der stille einen namen gab, seine arme um sie legte, fand er so etwas wie frieden. das war die zeit gewesen, in der er sie "mia piccola columbina" genannt hatte, wenn er sie zwischen seine beine nahm um ihr zu geben, wonach ihr körper sich sehnte und seiner. bei jedem stoß schrie sie "mio harlekino". sie nannte ihn noch immer bei diesem namen. das mit den namen war ihr spiel gewesen, das sie nach der vorstellung inszenierten, um die leidenschaft nicht zu verlieren, die sie zueinander geführt hatte. am ende war aus ihr eine stumme nähe geworden. das spiel war abgenutzt, weil am schluss immer die langeweile siegt.

konservierte leidenschaft mit haltbarkeitsdatum. absurd. alles verfällt dem prozess des verderbens. nichts war es gewesen, nichts weiter als eine möglichkeit, dem stück, das man leben nennt, einen dramaturgischen höhepunkt zu geben. der gedanke an ihre geöffneten schenkel machte ihn nur noch traurig und schürte den zweifel, der aufloderte, wie ein trockener holzscheit, den man in ein brennendes feuer legt.

der vergänglichkeit des gefühlten entkommt keine liebe.

im besten fall bleiben am ende achtung und zuneigung, und das ist nicht dasselbe. man macht sich etwas vor, das dem theaterspiel gleicht, man schlüpt in die rolle und irgendwann kann man realität und spiel nicht mehr unterscheiden. er kannte sich aus, er wusste, war sich sicher. das war das schlimmste. jetzt hatte er ausgespielt, hatte genug von harlekino, wollte theodore sein, endlich, wenn da nicht dieser zweifel dazwischen stünde, denn seine entscheidung entschied für alle.

in seinem büro zuhause in padua hing diese zeichnung von einem huhn, das verzweifelt flattert, weil jedes ei, das es legt, zerbricht. aber das huhn hört nicht auf eier zu legen, weil es das einzige ist, was es kann. er hatte die zeichnung einmal auf dem flohmarkt gekauft, irgendwo, in irgendeiner stadt. damals hatte sie ihm einfach gefallen, heute wusste er den grund dafür.

erkennen ist grausamer als das spontane begreifen, weil es dann keinen zweifel mehr gibt.

man hat den point of no return sozusagen überschritten. fatal. damals, als er jung und motiviert war, als alles gut lief und die zukunft eine herausforderung war, damals hätte er alles ändern können. er hätte gehen können. sie hätte einen anderen gefunden. und er hätte frei sein können, das zu sein, was er war, theodore, nichts weiter und doch so viel. jetzt war er alt und die zukunft die summe der lebensversicherung, die man anita auszahlen würde. gut, dass er vorgesorgt hatte. er hatte immer verantwortung getragen für andere.

es lag an der schwarzen maske, sie er so lange vor sein gesicht gelegt hatte, dass er sich selbst nicht angeschaut hatte. sie hatte ihm den blick versperrt. ihm schien als sei er steckengeblieben in ihr, in diesem kostüm, eingewachsen in seinem alter ego. die fähigkeit theodore zu denken, zu fühlen, hatte er auf diese weise verloren. da es schleichend ging hatte er es nicht bemerkt.

sicher hatten sie träume gehabt, wie alle anderen. ein kind, ein kleines haus am meer. mit der zeit hatten sie gesagt, als sie die zeit noch auf ihrer seite hatten und weiter geträumt. aber irgendwann wacht man auf und sucht nach den träumen und weiß, dass man sie schon verloren hatte, als man sie träumte.

die zeit ist ein traumräuber, erbarmungslos und egozentrisch.


gut, auch damit hatte er sich abgefunden. wenn er ein richtiger schauspieler gewesen wäre, hätte ihm die vielfalt der verwandlungsmöglichkeiten spielraum gelassen. er hätte in jedes beliebige leben gleiten können, darin platz genommen um dann wieder auszusteigen, zu sich selbst zurückzukehren, um den kopf frei zu machen für die nächste figur. die schwarzweiße maske hatte ihm nicht einmal das zugestanden.

wie sie ihn angrinste. sie hatte gewonnen, weil er es zugelassen hatte. jetzt würde er sie abnehmen wie jeden abend, würde den harlekino in die holztruhe legen, oben drauf das cyanfarbene kostüm und sich nicht mehr von dem entsetzen überwältigen lassen, das ihn beim ersten mal angefallen hatte, als er sein gesicht gesehen hatte, hinter der maske. enstellt, einen mundwinkel nach unten gezogen, das auge herunterhängend, wie die aufgemalte träne eines pierrot. sein gesicht, zur fratze verkommen, weil der fazialisnerv sich entschieden hatte gelähmt zu sein. theodore brauchte die maske nicht mehr, er war harlekino und so würden sie ihn zu seiner letzen vorstellung tragen.

er nahm das röhrchen mit den türkisblauen tabletten, gab sie in ein glas, vermischte den inhalt mit rotwein und trank es in kleinen schlucken aus. mit jedem tropfen, der durch seine kehle rann, verschwan der letze rest des zweifels. während sich der vorhang der bewusstlosigkeit vor seinen augen zu schließen begann wusste er sicher: diese eine mal traf er die entscheidung, auschließlich er, nur für sich und seine lippen formten seinen namen - theodore.





Dienstag, 22. März 2011

Herz 15




Jedes Leben hat seine eigene Geschichte, es gibt keine Gemeinsamkeiten, keine allgemeingültigen Gesetze, nach denen Leben verläuft. Ich wünsche mir das, wünsche mir Berechenbarkeit, ein kleines bisschen Sicherheit, zumindest, dass es gut läuft, wenn ich gut bin.Absurd, wie mein Wunsch, die Zeit anzuhalten im Moment des tiefen Einverständnisses mit dem,was ist.

Sonntag, 20. März 2011

keine angst mehr ...

er sagte zu mir, angst ist das gegenteil von liebe. er plapperte nach, das hatte er gelesen irgendwo, von irgendeinem postuliert, der sich das ausgedacht hatte, der vielleicht genug geliebt wurde von irgendeinem anderen, der die angst nicht kannte, oder sie mit dem verstand zu beherrschen wusste, der glaubte, damit etwas kluges zu sagen, oder für den es einfach ein wishfull thinking war.

egal. ich wusste, dass es nicht stimmte, wusste, dass nicht die angst das gegenteil von liebe ist, genausowenig wie es der hass ist. das gegenteil von liebe ist die gleichgültigkeit.

ich diskutierte das nicht weiter mit ihm. ich wusste, er würde sich nicht abbringen lassen von seinem glauben. ich wünschte mir für ihn, dass ihm nach seinen glauben geschah.

irgendwann trennte uns die gleichgültigkeit und nicht die angst.

als er fort war, wurde meine angst klein und kleiner. weil da nichts mehr war um das ich angst haben musste. ich habe keine angst um mich, vielleicht, weil ich mich nicht genug liebe.

als er fort war gab es keine liebe mehr, die ich verlieren konnte und ich wurde einsam aber ruhig. und beides fühlte sich besser an, als die angst.



Samstag, 19. März 2011

Irgendwie ...

Sie saß an der Bar, auf dem Hocker neben ihm und nuckelte gelangweilt an ihrem Cocktail. Er schätzte sie auf Mitte Vierzig, zurechtgemacht war sie wie ein Teenie, rosa T-Shirt, Piercing im Bauchnabel, den die hüfthohe Jeanshose unübersehbar beabsichtigt freigab, das gefärbte Haar ließ am Ansatz ein schmutziges Grau durchscheinen.

Sie machte eine halbe Drehung zu ihm hin, lächelte schief aus schmallippigem blassrosa Mund: "Irgendwie passiert doch nichts, immer die selbe Leier."


Er senkte den Kopf, den Blick auf seine abgetretenen Schuhe gerichtet. Einen Moment, um zu überlegen, ob er sich die Mühe machen sollte, ihr zu antworten.

Den Kopf auf halber Höhe sagte er: "Es passiert immer etwas, wenn man sich selbst zuhört."

Als er den Kopf hob, war sie schon weg.

Herz 13

wenn wir uns verloren fühlen, ist es vielleicht zeit uns selbst zu suchen, da wo wir noch nicht gesucht haben ...

Freitag, 18. März 2011

W U T

wut ist ein scheiss gefühl, weiß ich, weil ich es kenne. weil das scheiss gefühl was von ohnmacht hat. und ohnmacht ist das beschissenste gefühl, beschissener als verzweiflung oder sonst was.

ohnmacht macht wut und wenn die dann da ist, die wut, dann will die raus, rausgeschrieen werden, rausgeschosssen, reingeschlagen will sie werden, in irgend was, ganz egal was, reingestochen will sie werden in etwas ... verletzen will sie, weil sie daher kommt - von verletzung.

wut will sich ausdrücken, sich aus dem innen rausdrücken, rausbrechen ins aussen - gehört werden. das will wut.

was will ich mit meiner wut? meiner wut auf das grenzenlos dumme, das um mich ist, das grenzenlos ignorante, das ich sehe, das grenzenlos gierige, das ich nicht mehr ertrage, das grenzenlos undankbare, unzufriedene, das grenzenlose "haben, haben, haben, schreit die ganze welt", das grenzenlos schmerzhafte erkennen, dass die liebe so hoch gehalten wird, das wir nicht mehr an sie dran kommen, das grenzenlos traurige erkennen, dass liebe nichts, aber auch nichts verhindern oder ändern kann, wenn da kein wollen ist, ist da kein weg und ich steh allein da mit meiner liebe und verrecke an ihrer machtlosigkeit - das ist ohnmacht.
daher kommt meine wut. und was ich mit ihr will ist, dass sich das ändert. wird es aber nicht.

wütend ziehe mir eine kippe nach der anderen in die lunge, die schon so verklebt ist, dass ich ständig huste und ich kotze sie aus meine wut auf dem papier und ich weiß genau - sie bleibt ohmächtig - O H N E MA CH T - und sie nützt keinem.

weil sie keiner hören will, fühlen schon gar nicht, wer wut hat macht angst und angst hab ich auch, weil die wut mir angst macht, die ich nicht rauslasse und irgendwann explodiere ich an ihr oder ich erschieße mich mit der knarre, die ich mir mal besorgt habe, als die ohnmacht rießengroß war und ich dachte ...ich knall mich ab und dann ist da nichts mehr: keine ohnmacht, keine wut, nur noch frieden und liebe, da oben im himmel, beim lieben gott.

und genau an dem punkt passierte es und genau an dem punkt passiert es immer wieder. dann ist da der gedanke an den gott da oben, an den ich glaube, darüber diskutiere ich nicht, der ist da und basta. und nein, der macht nicht das ganze elend auf der welt, der gibt uns die chance was zu machen aus uns und dem planeten und verfickt noch mal, wir machen alles kaputt, wir, diese dummen kinder mit ihren allmachtsfantasien.

ist das seine schuld? ist es nicht. und er tut mir leid, der gott da oben und nein, ich versündige mich damit nicht mehr oder weniger als wenn ich mich abknalle, denn das würde der verstehen, genauso wie mein mitgefühl für seine ohnmacht.

das sollte ich mal abstellen, mein mitgefühl, denen gegenüber, die das gar nicht brauchen, weil es bei denen gar nicht ankommt. aber auch das will keiner wissen und wisst ihr was, ich weiß es, dass es keiner wissen will und meine wut weiß es auch, dass sie niemanden nützt und darum ist sie nur für mich da und weil ich mehr liebe in mir hab als die fuck wut, entscheide ich mich wieder für die liebe.


Telefonat

der mann am anderen ende des telefons, durchdrungen von sprachlosigkeit.
die frau wartet auf worte.
ein sprachgitter verperrt den mund des mannes.

die frau spricht, weil der mann nicht spricht, zu dem mann, für den mann.
ihre worte verlieren sich auf dem weg zu ihm hin im nichts, aufgelöst, weil unerhört von dem mann. worte wie nichts gesagt haben.

still ist es am anderen ende. noch stiller als still. unheimlich still.

die frau hat angst.

die frau fragt sich, ob der mann auch angst hat, die gleiche angst, oder eine ähnliche wie sie selbst. eine angst, die zueinander findet um angstloser zu werden. im besten fall. zueinanderfindende angst.

eine angst, die das gegenteil von liebe ist, findet nicht zueinander, denkt die frau, die lieben will.

die frau will den mann fragen, der nicht spricht. zu der angst will sie ihn fragen und der liebe, die ein mittel ist gegen die angst.

der mann am anderen ende, noch immer still.

stiller als angst ist die sinnlosigkeit, denkt die frau.
und der gedanke an liebe schweigt.

die frau legt den hörer auf, durchdrungen von sprachlosigkeit.

Herz 12


herz spricht
verstand spricht
herz gewinnt
... herz weint

Donnerstag, 17. März 2011

Herz 11



rosenblätter zwischen buchseiten
                                         erinnerung


                       ohne duft

                                                                                  verblasst erinnerung

VERTRAUEN und Ambivalenz

Vertrauen ist eine wirkliche Herausforderung für Menschen wie mich, die erfahren haben, dass Vertrauen ein brüchiges Etwas ist.

Wenn also ein anderer zu einer wie ich eine bin, sagt: "Vertrau mir, suche ich im selben Moment Zeichen von Ambivalenz in diesem anderen.

Ambivalenz ist etwas, das manchen Menschen anhaftet wie eine schwelende Krankheit. Jene von der Ambivalenz Befallenen wissen nicht, was sie wollen, manche von ihnen wissen nicht einmal was sie wollen sollen.

Das hat damit zu tun, dass sie nicht wissen wer sie sind. So sind sie ambivalent, neigen dazu das eine und das andere zu denken, zu wollen, bisweilen sogar alles gleichzeitig. Meistens sind sie aufgrund ihrer Ambivalenz auch entscheidungslos. Wer entscheidungslos ist, weiß nicht wohin er will und was er will. Er schwankt und das beständig.

Obgleich in diesem beständigen Schwanken aufgrund eben derselben, nämlich seiner persitierenden Beständigkeit, so etwas wie eine Form von Stabilität entsteht, quasi ein Lebensgefühl des immer gleichen, bekannten Zustandes, an den man sich gewöhnt und der so als ein Gewohntes, Vertrautes einen gewissen Halt gibt, wo es in Wahrheit keinen gibt, ist es ein brüchiges, nicht vertrauenseinflößendes Lebenskonzept. Zudem ein anstrengendes, zermürbendes für sich selbst und andere.

Menschen mit solchen Lebenskonzepten vertraue ich am wenigsten, bei allem Misstrauen, den anderen gegenüber, die zumindest scheinen, als wüssten sie, wer sie sind. Apropos - wissen wer man ist - dazu gehört auch sich selbst vertrauen, sich nicht belügen und "ja" sagen zu dem, was einen ausmacht. Ja sagen, zu jedem einzelnen Teil all der vielen Ichs, die in jeden von uns hausen. Dazu muss man sie kennen oder kennen lernen wollen, diese Bewohner mit den vielen Gesichtern und Eigenarten, die in diesem, unserem Haus leben. Wer mag schon Fremde in der eigenen Stube? Ich nicht.

Sich selbst kennen, bedeutet auch, sich selbst vertrauen - Selbstvertrauen. Wer das besitzt hat auch die Fähigkeit vertrauenswürdig zu sein für andere.

Meine Unfähigkeit zu vertrauen basiert auf erlebten Erfahrungen, die weit zurück liegen. Ich erinnere mich an meinen Vater, der wie jene oben beschriebenen Menschen an der Ambivalenz litt. Seine Worte konfrontierten mich schon als Mädchen mit Doppelbotschaften, wobei mir das als Kind nicht bewusst war, aber mein Instinkt nahm war, dass das, was der Vater sagte, nicht das war, was er meinte, weil das vor Stunden gesagte, Stunden später oder am anderen Tag, wieder relativiert wurde durch eine gänzlich kontrastierende Aussage, die wie jede Aussage zuvor und danach von jener Stimmung abhängig war, in der er sich gerade befand. Diese schwankten beständig.

Ich habe also früh gelernt mir selbst zu vertrauen, weil es das Einzige war, woran ich mich halten konnte. Ich habe früh gelernt meinem Instinkt zu folgen, ich habe gelernt, dass Ambivalenz eine unsicheres Etwas ist, an das zu halten sich im Zweifel ungute Auswirkungen auf das eigene Leben hat.

Und wenn ich noch etwas gelernt habe, so ist es, obgleich, nein - gerade weil ich die Worte liebe und in ihnen lebe, Folgendes: Worte sind gefügig. Es sind die Handlungen die zählen und nur wenn diese zu den Worten passen, dem Inhalt der Worten folgen, erlaube ich der erwachsenen Frau, die ich bin, zu vertrauen.

Mittwoch, 16. März 2011

Ziel

ich markiere mein gebiet in den worten. ich tue das weil ich nicht weiß, wie leben funktioniert. deshalb schaffe ich mir meinen eigenen inhalt.

ich habe große angst vor dem was glücklich macht und flüchte bevor es mich verlassen kann.

es ist unmöglich nichts zu wollen ebenso wie es unmöglich ist einen platz zu finden. wenn er nicht in mir selbst ist, kann ich gehen wohin ich will und werde ihn nicht finden. ist der platz in mir selbst bin ich immer zuhause, auch wenn leben vielleicht anders funktioniert.

ich treffe jeden tag mit jedem geschrieben wort eine entscheidung. so bin ich täter und nicht opfer. so bin ich handelnde und nicht marionette von etwas, was so oder so zu sein hat. nichts hat zu sein, ich bin, das ist mir sein genug.

jeder grenze ist eine herausforderung meine grenzen zu erweitern über das bekannte hinaus.

ich habe die sehnsucht nach geborgenheit im anderen und den gedanken mit der erfüllung dieser sehnsucht erlöst zu werden abgelegt. ich achte die sehnsucht als meinen antrieb und schätze sie hoch. deshalb verbrennt sie mich nicht mehr.

mein ganzes denken dreht sich um ein übergeordnetes thema: identität. wer bin ich, wer die anderen, wer der mensch. das ist ein endloses denken, ein denken in mich und über mich hinaus zum anderen hin.

mich faszinieren menschen, die zerrissen sind weil sie mir nahe sind, weil ich es auch bin.ich lebe in der zerrissenheit und bedaure das nicht.

die einzige macht, die ich habe, ist täglich die worte zu nutzen. sie sind meine waffe gegen das was schmerzt und für das was heilt.

ich weiß, es gibt keinen allgemeingültigen gesamtgesellschaftlichen sinn. ich bin der ansicht den sinn muss sich jeder selbst schaffen, ob er anderen gefällt oder nicht. ich riskiere die einsamkeit.

der sinn ergibt sich aus der gabe, die ich habe, aus den potentialen, die ich besitze und die ich nutze, beständig und mit dem ziel sie zu vervollkommnen.

es gibt nur einen anspruch, dem ich genügen will und das ist mein eigener. er ist hoch und es ist nie genug. dennoch strebe ich nicht nach perfektion, weil ich weiß, dass es sie nicht gibt. ich mache was mich ausmacht und was ich kann. das ist für mich perfekt genug.

ich bin ein haifisch, der an alles was krank ist heranschwimmt. ich erkenne in den kranken die normalen.

unglück entsteht wenn die, die ich liebe leiden und ich ohnmächtig bin und nichts tun kann.

ich binde mich an wenig, weil ich so wenig wie möglich verlieren will. ich gehöre mir selbst und niemals einem anderen. ab und zu verschenke ich mich.

ich weiß, dass leben keinen sinn hat. ich liebe es trotzdem, weil alles möglich ist.

die vergänglichkeit, die mich betrübt, seit ich denken kann, ist eine möglichkeit der grenzüberschreitung meines eigenen empfindens.

mein ziel ... im frieden zu sein mit mir selbst und dem was ist.

ob es mir gelingen wird weiß ich nicht. aber es betrübt mich nicht, weil ich es versuche. mehr ist nicht nötig.


Montag, 14. März 2011

Herz 11

herz verschenkt
herz verrenkt
herz gekränkt
herz schmerzt

herz weiß
ungebrochen um sich selbst.

Sonntag, 13. März 2011

Blauer Dunst

Die Frau saß in der Nähstube der kleinen Pension, in die sie sich eingemietet hatte und rauchte. Die Wirtin hatte es ihr erlaubt. Sie war freundlich, die dicke Wirtin, die ihr das Frühstück serviert hatte, das sie dann nicht angerührt hatte. Nur den Kaffee hatte sie genommen aus der roten Plastikkanne.

Die Frau dachte daran, wie schwer es ihr selbst fiel freundlich zu sein an diesem Morgen und all den anderen Morgen, an denen sie nicht freundlich sein konnte, auch nicht zu sich selbst. Die Frau war die Mutter eines Sohnes. Sie war in der fremden Stadt, weil der Sohn sie zu seinem Geburtstag eingeladen hatte. Am Tag zuvor war sie angereist mit einer Fahrkarte, die sie sich eigentlich nicht leisten konnte und einem Geschenk, dass sie sich nicht leisten konnte und dem Gedanken, dass alles zu wenig war. Zu wenig, was sie ihm geben konnte. Der Sohn hatte sich Geld gewünscht.

Sie wünschte sich etwas anderes für den Sohn und das hatte nichts mit Geld zu tun. Was sie sich für ihren Sohn gewünscht hatte war nicht in Erfüllung gegangen. Das Unerfüllte lag auf ihr wie ein Stein und machte das Atmen zur Anstrengung.

So ging es der Frau und wie es dem Sohn ging, wusste sie nicht.

Die Frau rauchte und trank den Kaffee, der stark und bitter war, obwohl sie Milch dazugegeben hatte. Sie fühlte eine so grenzenlose Enttäuschung, dass sie am Liebsten geschrien hätte in dieser kleinen Nähstube zwischen den bunten Stoffballen, die sich in Regalen stapelten, zwischen Bauernstühlen, einer alten Nähmaschine und verstaubten Stoffblumen.

Die Frau dachte, dass sich ihr Leben in diesem Moment genauso anfühlte wie die Stoffblumen, verstaubt und tot. Sie dachte, dass diese Stoffblumen es besser hatten als sie, weil sie niemals gelebt hatten, weil sie immer schon tot gewesen waren und ohne Wünsche, die sterben konnten im Leben.

Die Frau fragte sich, was nach dem Wünschen kam, die unerfüllt geblieben waren. Ihr fiel das Wort Hoffnung ein. Ein Wort, wie ein billiger Ersatz für das sinnlose Wünschen, ein noch sinnloseres Wort als das Wünschenwort, das Hoffnungswort, das bleibt, wenn nichts mehr ist ausser der Traurigkeit.

Sie zog den Rauch der Zigarette in die Lungen, ganz tief, als könne er dieses Loch füllen, das sie spürte, das Loch, das sich anfühlte, als habe sich ein Messer hineingebohrt in ihr Innerstes. Es schmerzte.

Sie fühlte wie das Hoffnungswort sich mit dem Ausstoßen des Nikotins in Rauch auflöste, sah dem blauen Dunst nach, der sich zu den Stoffballen hinzog, sich verflüchtigte, kaum angekommen und auch das tat weh, weil da nichts blieb. Nichts woran sie sich halten konnte. Das Nichts war das Unerträglichste oder auch nicht, denn, wenn da nichts war, konnte auch nichts mehr weh tun. Sie wusste, dass das Nichts auch nur ein Wunsch war, dessen Erfüllung ihr versagt blieb.

Sie nahm einen letzen Zug und sah dem blauen Dunst nach, während sie die Nummer des Sohnes wählte. Der Sohn nahm ab. Die Frau lächelte, als sie seine Stimme hörte.



Herz 10



setz mich am ende der welt aus
gib mir papier und stift und ich lebe

setz mich in das laute der welt
nimm mir papier und stift und ich sterbe

Donnerstag, 10. März 2011

Meine eigene Suppe ...

Irgendwie schwimmt jeder in seiner eigenen Suppe. Manche haben sie selbst gekocht, manche haben sie sich kochen lassen, von irgendwem.
Wir schwimmen, um nicht zu ertrinken.

Und bei all dem Schwimmen verlieren wir Kraft und Zeit und Menschen. Ja, manchmal auch Menschen, die auch in ihrer eigenen Suppe schwimmen. Wir haben alle genug zu tun, mit dem Eigenen.

Ich versuche immer wieder raus zu schwimmen, über den Tellerrand hinaus, damit ich sehe, was da auch noch ist, ausser dem meinen, dem eigenen vielen Meinen.

Ab und zu lohnt sich das Rausschwimmen. Doch auch wenn ich über den Rand komme und mich bemühe das Andere zu sehen, das was ganz in meiner Nähe ist, und Kontakt aufnehme, ist da dieses seltsame Gefühl - es bleibt beim Kontaktaufnehmen. Kontakt aufnehmen - das ist wenig. Eine echte Berührung innen, da wo die Seele ist, die findet nicht oft statt und wenn, dann ist sie flüchtig, meistens ist sie das.

Ich spüre das und dann sehe ich es wieder, dieses Schwimmen im jeweils Eigenen und ich tauche wieder ein in meine Suppe und schwimme weiter, wie die anderen es tun.

Monomanie - ein Wort für das Schwimmen im Eigenen. Was mir immer klarer wird - kein Mensch versteht den anderen. Ich meine wirklich. Und das stimmt mich melancholisch, immer wieder und versalzt mir meine Suppe.

Keine noch so große Nähe, kein noch so großes Lieben hilft uns den anderen zu entschlüsseln, zu erkennen, so wie er wirklich ist. Alles sind Versuche von Verstehen. Fruchtlos.

Es gibt sie nicht die vollkommene Wahrhaftigkeit, das totale Verstehen des anderen, die völlige Transparenz - Suppe eben - und sie ist ziemlich dick.

Dienstag, 8. März 2011

Gedanken zum Weltfrauentag ... und dann wieder doch nicht

heute ist weltfrauentag. eigentlich nichts wesentlich wichtiges. kratzt mich auch nicht wirklich. ich nahm es wahr als ich am morgen online zeitung las. das wird meinen tag nicht beeinflussen. sicher nicht. und ich glaube den tag anderer frauen auch nicht.

die werden alles wie an jedem anderen tag auch machen, oder etwas anders machen als an anderen tagen oder vielleicht sogar etwas wesentliches ändern. aber nicht, weil weltfrauentag ist.

worüber ich aber nachdenke ist die rolle, die ich und all die frauen so spielen. im leben der männer zum beispiel. wenn ich frau denke, denke ich mann und die meisten denken das auch, abgesehen von allem anderen, was man über frauen so denkt.

ich denke männer und frauen passen nicht wirklich zueinander. sobald sie aufeinandertreffen unvermeidlicherweise, bedeutet das, nach der ersten faszination irgendwie immer stress. ja, stress und egal wie der aussieht, er bedeutet das ende der inneren ruhe.

ist es das wert, frage ich mich, dass bisschen liebe, oder was wir dafür halten, oft verwechseln wir das ja mit faszination oder begierde oder sonst einem gefühl, dieses bisschen liebe, das die zeit abnutzt und auch wenn mir jemand etwas anderes erzählen will, das ist immer so. gut, es kann wochen dauern, monate und sogar jahre. aber am ende ist da das abgenutzte und keiner weiß mehr warum er da ist, wo er ist und was er vom anderen will.

und die meisten machen dann weiter mit dem "nicht mehr wissen" und glücklich sind sie eh schon lange nicht mehr gewesen, aber was ist das schon, das glück, da ist doch das gewohnte sicherer, denn das glück ist ja sowieso vergänglich. also weshalb ihm nachjagen?

glück gibts, wenn man glück hat, eh nur portionsweise, sozusagen als häppchen zwischendurch und das ist dann etwas wunderbares, auch mit dem beigeschmack seiner flüchtigkeit und vergänglichkeit.

besonders sensible menschen oder die, die oft genug die entäuschung erlebt haben, lassen es dann mit dem zwischendurchhäppchen und versuchen es erst gar nicht mehr.

und dann ist da die sinnlosigkeit und in der sinnlosigkeit haust die resignation und die große leere breitet sich aus. und trotzdem wird dann weiter gemacht, weil irgendwas machen muss man ja bis man nichts mehr machen muss und die endgültigkeit dem ganzen unsinn ein ende setzt.

scheisse nur, wenn man sich dann sagen muss ..na ja, vielleicht hätte ich ja ...
geht aber nicht mehr ...dann
ja, das muss ein scheiss gefühl sein, egal ob frau oder mann.

und auf das gefühl scheiss ich als frau und spiele meine rolle, die mir die evoltution zugedacht hat. ich male mir weiter einen roten mund, mit oder ohne mann und mit oder ohne das glück in der zweisamkeit, weil ... ich habe mich und das ist viel, unter anderem eben: frausein. und was das ist will ich hier nicht analysieren. das muss jede frau für sich selbst entscheiden und fühlen. ich für meinen teil weiß in etwa wie viel frau ich bin und sein will in der welt.

Rosenweg



Die Frau war alt, nicht wirklich alt, aber so alt, wie sie gedacht hatte nie zu werden. Alt genug um sich zu fragen, was gewesen war und was noch sein würde. Zwischen Vergangenheit und Zukünftigem lag ihre Gegenwart, ein beschriebenes Blatt mit Tintenflecken überall, leicht angegilbt mit Worten, die von etwas sprachen, was sie hatte vergessen wollen. Sie wusste, dass ihr das Vergessen nicht besonders gut gelang.

Der Gedanke an das Vergessenwollen mischte sich unter all die anderen Gedanken und manchmal machte er die Frau einsam. Es war keine schlimme Einsamkeit. Es war eine, mit dem was ist, einverstandene Einsamkeit, die sie nicht teilen wollte, auch wenn ihr das Leben immer wieder die Möglichkeit dazu gab sie zu teilen. Die Einsamkeit, dachte die Frau, ist wie der Schmerz - unteilbar. Das zu akzeptieren gelang ihr gut. Er betrübte die Frau nicht, er war ihr vertraut, er steckte in ihrer Seele wie der Dorn einer Rose. Entzündet, ohne aber das Blut vergiftet zu haben. Der Dorn gehörte zu ihr seit sie denken konnte. Auch wenn er schmerzte, so war es doch ein leiser Schmerz mit dem sie leben konnte und der seine guten Seiten hatte. Weil sie diesen Dorn spürte, spürte sie auch den Dorn der anderen und konnte mit ihnen fühlen.

Jemand hatte in der Vergangenheit einmal zu ihr gesagt, im Leben gäbe es zwei Wege, die man wählen könne - den Rosenweg und den Lilienweg. Der erste, hatte dieser Jemand gesagt, hat Dornen und schmerzt ebenso wie er andererseits schön ist. Wie die Rose. Die Rose trage beides in sich, so wie das Leben immer beides in sich trägt und alles seinen Gegensatz hat.

Die Frau mochte das Bild vom Rosenweg, weil sie Rosen mochte.

Der Lilienweg sei der einfachere, der leichtere, hatte dieser Jemand gesagt, und dass diesen Weg viele gehen wollen und manche gingen ihn auch. Das seien diejenigen, die es leichter haben und weniger zu lernen im Leben, oder die, die nicht zu viel nachdachten.

Die Frau fragte sich, warum sie es nicht einfach hatte, denn das lag sicher nicht allein daran, dass sie Rosen mochte, fand aber keine wirklich überzeugende Antwort auf ihre Frage.

Vielleicht, dachte die Frau, ist alles Schicksal oder es sind die eigenen Gedanken und Gefühle, die sich im Leben materialisieren. Das waren wieder Fragen, die antwortlos blieben. Die Frau war müde von der Antwortlosigkeit in ihrer Gegenwart und weil sie wusste, dass die Gegenwart die Zukunft beeinflusst, traf sie eine Entscheidung im Wissen, dass die Warum Fragen niemals beantwortet wurde und dass das Wissen um die Dinge, die Dinge nicht unbedingt veränderte. Also begann sie nach dem Wozu zu fragen. Auf einmal fand sie viele Antworten. 

Montag, 7. März 2011

gedankensplitter 16

und es ist nicht so, dass der der dich liebt immer genau dann da ist, wenn du ihn brauchst. aber auch das ist kein unglück, sondern vielmehr ein weiterer meilenstein auf dem weg zu dir und deinem ganzsein.

Herz 9

sie bat um vorsicht,
bat - geh mit dem wort L I E B E nicht inflationär um.
sie wusste, es ist tödlich für ihr wesen.

meine zeit ...

meine zeit ist endlich
meine zeit ist unendlich
meine zeit gehört mir
meine zeit teilt mit anderen


meine zeit ist hoffen
meine zeit ist wünschen
meine zeit ist denken
meine zeit ist fühlen

meine zeit ist handeln
meine zeit ist nichthandeln

meine zeit ist raum
meine zeit ist der raum, den ich bespiele

meine zeit ist die zeit, die ich verschwende
meine zeit ist die zeit, die ich nicht verschwende

meine zeit ist kostbar

meine zeit ist veränderung
meine zeit ist bewegung

meine zeit ist voll
meine zeit ist niemals leer

meine zeit ist ein geschenk
meine zeit ist entscheidung, wie ich damit umgehe

meine zeit ist begrenzt
meine zeit ist das einzige, was ich mit dem füllen kann, was das meine ist

meine zeit ist liebe

meine zeit ist leben ...

Sonntag, 6. März 2011

Samstag, 5. März 2011

1. versuch etwas lustiges oder etwas garstiges zu schreiben ..

jetzt sitze ich schon wieder hier vor dem weißen blatt, wo ich doch eigentlich auf den markt gehen wollte. ne ein blatt ist es ja nicht ... vielmehr eine weiße datei, in die ich reinschreibe, gern und oft, aber für mich ist es doch ein blatt. warum, das erkläre ich jetzt nicht, aber wer mich ein bisschen kennt, weiß - ich lebe in meiner eigenen realität und da ist das eben ein weißes blatt und basta. und das wartet, dass ich es be - schreibe.

ich bin vielschreiberin, wutschreiberin, traurigschreiberin, philosophischschreiberin, sichfragenstellenschreiberin, geschichtenschreiberin. das alles schreibe ich am liebsten in kleinbuchstaben, das geht schneller, zwar nicht schnell genug um es so schnell auszukotzen, wie es mir im hirn rumhüpft, aber immerhin schneller als das mit den groß-und kleinbuchstaben.

die satzzeichen würde ich mir auch gern sparen, zum einen, weil ich sie nicht beherrsche, trotz abitur und studium (ich bekenne ich bin legasthenikerin) zum anderen, weil die sich jeder denken kann, wenn er will oder müssen muss.


die satzzeichenunkenntnis hat mir allerdings mal einen potentiellen texterjob vermasselt. der typ hat mich nicht haben wollen, weil dem mein mangel an satzzeichenbeherrschung nicht gefallen hat, aber ich hab ihm gefallen, hat mir am ende aber trotzdem nix genutzt.

eh wurscht, ich mache meinen job lieber allein. ich bin nicht gern irgendwo angestellt. allein das wort an - ge - stellt ... klingt in meinen ohren wie ver - stellt. verstellen kostet mich kraft, die ich für was anderes brauche. mach ich nicht mehr.


also wo will ich jetzt hin ... schreiben?

ich sitze hier, weil ich gerade einer mir ans herz gewachsenen frohnatur, die sich aber dennoch mit meinen, bisweilen betrübten gedanken auseinandersetzt, was mich total freut, versprochen habe, etwas lustiges oder etwas garstiges-das darf es auch sein- zu schreiben.

ich sitze und denke, vordenkend, nachdenkend - nein, besser nachfühlend. also was fühle ich gerade?

lustig bin ich nicht, ne irgendwie jetzt grade nicht, manchmal bin ich das schon, ja ich kann echt albern sein und ich kann auch richtig von herzen lachen. wer es nicht glaubt, der blicke mal kurz auf meine mundwinkel, die zeigen nach oben und nicht wie bei mancher dame meines alters (dame .. na ja, werd ich nie, kann aber so tun, wenn es denn sein muss) nach unten. oh, diese nach unten sich ziehenden mundwinkel, wie machen die unschön. will ich nicht. ich bin eitel.

wenn ich mal hässlich werde mache ich es wie einst marlene und ziehe mich mit viel alkohol von der welt zurück um mich langsam tot zu saufen, da hab ich wenigstens noch ein bisschen spaß beim sterben, wenn ich den schon nicht im leben hatte. halt! das stimmt nicht ganz - doch, doch, ich hatte spaß und habe den auch immer wieder.

es gibt da so ein paar sachen, ausser denken, schreiben, klugscheissen, meine show abziehen (ja, ich bin eine rampensau und stehe dazu) wein trinken, zigaretten rauchen, essen kochen, essen, tanzen, mit liebe lieben oder ohne liebe lieben, die mir echt spaß machen. spaß macht mir auch mit meinem sohn zu rappen, ich beherrsche free style und das in meinem alter, das soll mir mal jemand nachmachen. ja, mein lieblingsmensch sohn, der mir das leben zur achterbahnfahrt macht, der macht mir auch ganz viel spaß, wenn er mal grade in der spur ist und nicht wieder meint, er müsse bei rasendem tempo aufstehen und die mama schocken und den rest der welt gleich mit.

das schocken macht mich dann wieder traurig und zwar so traurig, dass mir ausser schreiben nix mehr spaß macht und dann schreibe ich das unspaßige auf mein weißes blatt, und auch das unspaßige, was das leben sonst noch so in sich trägt.

ich gucke nämlich über mein weißes blatt hinaus in das große ganze und da gefällt mir vieles überhaupt nicht und vieles macht mich verdammt traurig und wütend. ja, und das fällt mir dann eben auch ein.

wenn ich es rausgeschrieben habe, dann poste ich das in facebook und warte mal ab was passiert, weil ich nämlich feedback liebe. und wenn ich glück habe, dann kommen die kommentare all der menschen, die mich ins herz geschlossen haben, oder die derer, die mich nicht ausstehen können. dazwischen scheint es nichts zu geben. ist aber nicht schlimm, ich kann mich manchmal nämlich auch nicht leiden. die kommentare freuen mich dann sehr. manchmal hab ich dabei auch richtig spaß.

es kommen auch immer wiedet fragen, warum ich denn so traurig oder nachdenklich daher schreibe.

ich hoffe ich habe diese frage jetzt ein für alle mal beantwortet. oder?

ich will mal so sagen: das leben ist nicht episch, also meins nicht und das der meisten menschen, die ich kenne, auch nicht. das leben ist mal so und mal so. und ich bin auch mal so und mal so, den luxus leiste ich mir, denn den kann ich mir leisten, der kostet nix- ausser ehrlich sein zu sich selbst und ausdrücken, was man fühlt und denkt.

und jetzt verrate ich mal ein geheimnis: ich hab all die kacke durch die ich in den letzten jahren gelaufen bin nur deshalb überlebt, weil ich mich ausdrücke. die show gehört auf die bühne und nicht in mein leben und nicht in meine schreiberei und wem´s nicht passt, der muss es ja nicht lesen.

so .. war das jetzt lustig oder garstig, liebe frohnatur?

wieder nicht, ich weiß schon, aber - ich habe es versucht. und es versuchen, egal wie dick der dreck ist in dem wir stecken, ist das, was zählt. und darum werde ich es mit dem "was lustiges schreiben" auch noch mal versuchen.

morgen ist, wenn mich der liebe gott noch ein bisschen leben lässt, auch noch ein tag ag, ein neuer schreibtag, ein neuer lebenstag - mit oder ohne spaß. das ist mir eigentlich auch nicht so wichtig. wenn der tag ohne katastrophe vorrübergeht und ich ihn mit dem füllen kann, was ich liebe, ist es ein guter tag.

in diesem sinne .... die wende schreibt weiter ...

p.s. und wenn ich mal berühmt bin leiste ich mir einen lektor für die satzzeichen und alle anderen fehler

Herz VIII





Ich lebe mit der Erinnerung, wiederhole Erfahrung unbewusst. Wie soll ich wissen, was da in mir ist, was sich der Begegnung mit der Erinnerung wieder und wieder stellt, wo ich nicht weiß, wer dieses sich erinnernde Ich ist.


Freitag, 4. März 2011

Aufruhr ...

Manchmal begegnen wir einem Menschen der uns aufwühlt, der uns aus der Ruhe bringt, der uns ein Gefühl von Irritation vermittelt, der uns in Aufruhr versetzt.

Auch wenn es sich unangenehm anfühlt, es geschieht etwas mit uns.

Vielleicht ist es gut, was da geschieht, auch wenn wir es absolut nicht wollen, uns wehren, möglichst schnell weg wollen, von diesem Menschen, zurück zu uns, dahin, wo wir waren - ins vertraut Bekannte.

Aber vielleicht ist genau das falsch.

Vielleicht sollten wir diesem Menschen, der es vermag uns in Aufruhr zu versetzen, danken.

Denn es kommt Bewegung in Bereiche unseres Unterbewußtseins, die wir geschickt verdrängt haben.

Vielleicht ist uns genau dieser Mensch begegnet, damit wir uns nicht weiter der Heilung alter Wunden verschließen, und uns nicht weiter selbst den Weg versperren ...

Donnerstag, 3. März 2011

Herz VII




das weicht sich auf, zerfließt,
sagt das herz.
ging schon im kommen
wird nicht wieder kommen,
sagt das herz.
zerflossen,
weiß das herz.


Freiheit ... träumen ...

Das mit der Freiheit geht mir seit Tagen nicht aus dem Kopf.
Irgendwie ist das ja auch verdammt schwer, frei sein. Wollen wir alle, na ja nicht alle, eben die, die drüber nachdenken und das sind zum einen die, die sich ein Höchstmaß an Freiheit geschaffen haben, mit einem meist ziemlich hohen Preis, denn Freisein bedeutet immer auch Verzicht auf so manches, was die Unfreien haben. Ein normales Leben, mit regelmäßiger Arbeit als Angestellter oder Selbstständiger, mit Partner, Familie und all den Verpflichtungen und Anforderungen, die dieses Konstrukt in sich trägt ... und so weiter.

Freiheit heißt für mich zunächst, ich kann denken was ich will.
Gedankenfreiheit. Das ist schon viel, denn in den Gedanken ist alles möglich auch das Unmöglichste. Vielleicht sind da sogar die wahren Abenteuer, die nämlich, die man sich nicht zu leben, aber zu denken traut. Das ist der Punkt: sich trauen, mutig sein. Mut hat viel mit Freiheit zu tun. Mut, das zu sein, das zu leben, was man wirklich will und dann der Mut die Konsequenzen für dieses Wollen zu tragen.

Bin ich mutig? Manchmal denke ich, ja, bin ich, dann wieder denke ich, vielleicht hab ich einfach keine Lust mich dem "normalen Leben" zu stellen, oder sogar Angst davor. Gut, dann bin ich aus Angst mutig, im Endeffekt ist das Ergebnis das Gleiche.

Binde dich an nichts, was du nicht sofort wieder loslassen kannst, auch das ist Freiheit, nicht anhaften an etwas oder jemanden, nichts erwarten und auf nichts warten, was ein anderer für dich tun soll, kann, will, wird, sondern das tun, was du aus dir selbst heraus tun kannst.

Die eigenen Potentiale nutzen, auch das ist Freiheit.
Was in mir ist und raus will, ausdrücken. Was sich nicht ausdrückt, drückt sich ein, verknotet sich irgendwo in der Seele und im Körper und macht krank.

Das Ungelebte ist ungesund.
Vielleicht sogar ungesünder als Zigaretten rauchen und ab und an zu viel Wein trinken.

Freiheit ist für mich Selbstausdruck über die Grenzen der äusseren Beschränkungen hinaus. Klingt radikal, ist es auch, denn im Zweifel will das Äussere das gar nicht haben, oder mitleben, was ich ausdrücken muss und will. Und am Ende steht man ziemlich allein da mit der Freiheit, aber auch das ist ein Aspekt der Freiheit.

Was wir nicht wirklich bedenken - letztlich ist jeder allein, am Anfang und am Ende und zwischendurch. Das verdrängen wir gern, weil es schmerzt. Doch der Schmerz gehört auch zur Freiheit. Eben weil sie radikal ist. Das Radikale ist nicht sanft, ist nicht handsome, will was es will und nimmt Verluste in Kauf - ergo schmerzt es.

Auch das Unfreie schmerzt.
Nur anders. Das gräbt sich ein, frisst sich in Kopf, Herz und Seele und am Ende ist da diese Erstarrung, wo nichts mehr fließt, wo Leben nur noch ein Funktionieren ist und das Wünschen den Träumen überlassen wird.

Träume sind der Urgrund der Freiheit, dort ist ihre Quelle, dort wird sie geboren, in unseren Träumen, in unseren Visionen von Etwas, was es noch nicht gibt und was sein könnte. Und manchmal niemals gibt. Macht aber nichts, denn allein das Träumen macht Sinn. Weil es das, was ist, hinterfragt.

Hinterfragen hat viel mit Freiheit zu tun, denn die Zweifel stören den Ist-Zustand und schaffen Möglichkeiten.

Möglichkeiten sind Gottes Geschenke an uns. Um diese zu empfangen muss man sie sehen wollen. Sie sind da, immer und überall. Am Präsentesten sind sie in uns selbst, diese Möglichkeiten. Sie warten geradezu darauf gedacht, geträumt und gewagt zu werden.

Im Wagnis des eigenen Lebens liegt die Option der größtmöglichen Freiheit, trotz aller Beschränkungen, die die Umstände uns diktieren und in denen wir gefangen sind.

Und dieses Wagnis erfordert eine Entscheidung. Wenn der Wunsch nach der Freiheit stark genug ist werden wir diese Entscheidung fällen - nur dann.

Ansonsten bleibt es beim Träumen.



Dienstag, 1. März 2011

Wenn ...

Wenn Angst sich in Antrieb verwandelt
Widerstand zu Akeptanz wird
Enttäuschung zu Gleichmut
Wut zu Engagement
Sorge zu Staunen
Bewertung zu Beobachtung
Bedürfnis zu Zufriedenheit
Schuld zu Vergebung
Innere Unruhe zu innerem Frieden
Misstrauen zu Vertrauen
Zweifel zu Neugier
und
Hass zu Liebe

wie viel schöner wird Leben ...