Freitag, 18. November 2011

die utopie von liebe

ich liebe dich hatte er gesagt, immer wieder hatte er es gesagt, jeden tag hatte er es gesagt, nicht müde werdend es zu sagen. sie, ermüdet vom oft gesagten, hatte sich gefragt, ob er es sagte, so oft sagte, viel zu oft sagte, um sie seiner liebe zu versichern oder sich selbst seiner liebe. sprachwort liebe, hatte sie gedacht, und dass sie es schon zu oft gehört hatte, von anderen, die gewesen waren und gegangen. dass liebe kein sprachwort sei, sondern ein ohne worte auskommendes still gefühltes, im besten falle ein tatwort, hatte sie zu ihm gesagt.

und er, geantwortet, dass es aus ihm heraus müsse das wort, weil es so sei, dass er sie liebe und nicht gehört auf ihr bitten, es nicht immer wieder zu sagen, weil es inflationär benutzt an bedeutung verlor.


ich sage es nicht mehr, hatte er gesagt und es durchgehalten eine weile. es wieder gesagt nach einer weile des durchhaltens, was ihm schwer fiel, so schwer das unausgesprochene wort, das auf seiner zunge lag die ganze zeit des durchhaltens, und es wieder gesagt, immer wieder. und sie, gedacht, dass er sich in ihr liebte, weil ihm das sich selbst lieben so wenig gelang und sie auch jemand anderer hätte sein können und austauschbar.

sie, müde geworden vom vielgesagten, misstraute der gesagten liebe immer mehr, misstraute dem sprachwort liebe, an dessen ende immer das wort kummer stand, um den sie wusste. der kummer, der sie zurückgelassenen hatte, immer wieder, lieblos und mit dem gedanken, dass liebe nichts weiter war als eine utopie, die zwei teilten um dem wirklichkeitsraum zu entkommen, in einen besseren raum, und dass das niemals gelang und wenn nur eine weile und, dass sie scheitern musste, die utopie von liebe, wie jede andere utopie scheitern musste - an der wirklichkeit, zu der sie dann wurde. 



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