Samstag, 21. April 2012

In eigener malerischer Sache



Angelika Wende ist keine staatlich lizenzierte Künstlerin. Sie hat keinen Abschluss einer Kunsthochschule oder ähnliches vorzuweisen. Doch sie hat etwas das vielen "Meisterschülern" fehlt: innere Notwendigkeit. Der Trieb, die Ereignisse der Welt malerisch zu verarbeiten, ist tief in ihr verwurzelt.
 
Ihr Werk konfrontiert den Betrachter mit einer ungeschönten aber auch zugleich unumstößlich notwendigen Bildwelt. Diese lockt durch ihre Intensität. Wir sehen Figuren. Einzelne, im Paar, im Drei-Mensch-Verhältnis. Gemalt in einem Stil, der sich von der Individualität des abgebildeten Subjekts entfernt und als Stilmittel die Reduktion der Form zu nutzen weiß.

In dieser Reduktion wird von dem konkreten Menschen, von der konkreten Situation, auf das Allgemeine abstrahiert. Als Heroen der Malerei begegnen uns die ewig immer wiederkehrenden Konfliktpfeiler menschlicher Existenz. Der Betrachter sieht sich mit einem ernüchterten Weltbild konfrontiert.

Der Verlust der paradiesischen Unschuld durchzieht das Werk, ebenso wie die Sehnsucht nach eben diesem. Wir sehen die Bereitschaft den Finger in die Wunde zu legen. An manchen Stellen sogar eine gewisse Lust den Finger noch tiefer in die Wunde zu stecken als vielleicht nötig.

Ein Durst nach Erfahrung und intensivem Leben wird uns zuteil. Weit davon entfernt dekorativ oder gefällig zu sein, widmet sich Wende intensiv der Entwicklung der Psychologie durch die Malerei. Ein Modigliani verwandter Stil macht sich die Wirklichkeit untertan.

Angelika Wende hat einen Standpunkt, Ihre Sicht der Dinge. Wo Modigliani lasziv-ursprünglich arbeitet und die Naivität der Darstellung durch Details, wie lediglich angedeutete Augen bricht, invertiert Wende dieses Vorgehen.

Sie bricht die Naivität als erstes, die Hoffnung liegt bei ihr im Detail und treibt daraus eine Blüte, die bei einem ersten, oberflächlichen Blick einer Blume des Bösen gleicht, aber deren wahres Selbst die Liebe ist.

Christian Felder