Dienstag, 26. Juni 2012

Etwas ändern ...



das muster war immer gleich. am ende war sie verletzt. 

am boden, ein häufchen elend, das in tausend teile zersplittert, nach sich selbst suchte. ich bin falsch, ich bin nicht liebenswert, ich werde niemals glücklich sein, ich werde niemals die liebe finden, die mich achtet, trägt und komplett macht. am ende glaubte sie das jedes mal ein bisschen mehr.

immer wieder rappelte sie sich auf zu neuen versuchen, geliebt zu werden. immer mit diesem, liebe ist verletzen, im kopf. so hatte sie es erfahren. 

versuche über versuche, meist flüchtige, manchmal intensive, die seele aufreibende leidenschaftliche begegnungen, die ein paar wochen dauerten oder weniger. 

immer wieder, bis zu dem tag, an dem nichts mehr ging, an dem der schmerz größer war, als die aus der enttäuschung hinüber gerettete hoffnung. 

an diesem tag, blieb sie liegen. sie schaltete alle kommunikationskanäle ins aussen ab und nahm das tagebuch vom nachttisch, dessen seiten gefüllt waren mit selbstanklagen und tiraden des jammerns. die unbeschriebene weiße seite schien sie herauszufordern, ihr endlich etwas neues zu bieten, etwas das anders war, als all das alte, wiedergekäute, das seite für seite wiederholte, das nichts veränderte.

es dauerte vier tassen schwarzen kaffe, ein päckchen verheulte papiertaschentücher und zehn gierig gerauchte zigaretten, von denen ihr am ende kotzübel war. sie ging ins badezimmer um sich zu übergeben.

zurück im bett, floss es aus ihren fingern in den stift auf das papier: sie behandeln mich schlecht. sie schrieb es immer wieder, bis die ganze seite voll war mit diesem, sie behandeln mich schlecht. darunter schrieb sie: daran kann ich nichts ändern.

und dann, ohne dass es ihr zunächst bewusst war, stand da: ich behandle mich schlecht.
darunter schrieb sie: und daran kann ich etwas ändern.