Freitag, 13. November 2015

Aus der Praxis – Angst ist ein Wegweiser




Wenn die Angst in uns gärt, macht es Sinn, uns nicht dem Partner zuzuwenden, sondern uns selbst. Nicht der Andere mit seiner Liebe kann uns heilen, denn würde er das versuchen, würden wir damit anfangen diese „heilende Liebe“ zu erwarten. Damit beginnt ein Tauschgeschäft, bei dem sich beide einander missbrauchen um und die eigenen Ängste zu kompensieren. Die eigene Angst aber bleibt und löst sich damit nicht auf.

Der einzige Weg um mit der Angst umzugehen ist ihr auf Augenhöhe zu begegnen, sich ihr zu stellen und sie zu fragen: Was willst du mir sagen? An welchen Punkt willst du mich führen?  

Alte und neue Angst gären immer dann, wenn unser Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist, wenn wir die Verbundenheit mit uns selbst verloren haben oder sie niemals hatten. Sie kommt dann, wenn das Vertrauen in uns selbst erschüttert oder verloren ist. Wer sich nicht mit sich selbst verbunden fühlt, fühlt sich getrennt von allem - das macht Angst. Diese Angst kann niemals durch einen anderen besiegt werden. Es ist unsere Aufgabe sich mit ihr auseinanderzusetzten, denn sie kommt aus uns. Sie kommt, weil sie einen Sinn hat, auch wenn wir ihr diesen Sinn nur allzu gerne absprechen, weil sie ein furchtbares Gefühl ist. Aber dieses Gefühl, gerade weil es so fruchtbar und ununterdrückbar ist, ist ein Wegweiser, der auf einen einzigen Punkt zeigt: uns selbst und das, was wir für uns selbst zu lösen haben.

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