Mittwoch, 30. Dezember 2015

Wut




Warum ist es so schwer unsere Wut auszudrücken?
Warum fühlen wir uns schlecht, wenn wir unsere Wut rauslassen?
Viele von uns empfinden sogar aufgrund ihrer Wut, die sie in bestimmten Situationen spüren, Schuldgefühle. Sie denken Wut ist schlecht. Warum? Weil man uns das von klein auf so beigebracht hat.

Als Kinder durften wir nur begrenzt unsere Wut ausleben. Wir haben gelernt sie schlucken oder sie zu verstecken und das bedeutet: wir haben gelernt, ein starkes Gefühl zu unterdrücken. Das heißt aber nicht, dass dieses starke Gefühl nicht da war und nicht, noch oder wieder da sein kann. Unsere Wutgefühle wurden im Keim erstickt. Aber Keime haben die Angewohnheit zu keimen und das tun sie bis in unser Jetzt.

Das hat verheerende Folgen. Die natürlichste Ausdrucksfähigkeit – unser Gefühl, wurde uns verboten und als "böse" stigmatisiert. Es durfte nicht ausgedrückt werden und genauso machen wir es heute – wir schlucken sie runter unsere Wut, solange bis wir im Zweifel daran ersticken.
Aber Wut ist kein schlechtes Gefühl.
Wut ist ein Signal dafür, dass wir zu lange, zu viel geschluckt haben.
Wut ist ein Aufschrei der Seele nach einer tiefen Verletzung.
Wut ist die Folge gefühlter Ohnmacht.
Wut ist blockierte Energie.
Sie ist der Aufruf zu handeln.
Wut ist eine Kraftquelle die nach Form strebt.

Wenn wir die Wut bewusst wahrnehmen, sie zulassen, sie ausdrücken und für uns nutzen, ist sie der Treibstoff, den wir brauchen für längst überfällige Veränderungen im Leben. Sie ist ein Kanal, den wir endlich freimachen für die Trauer, die hinter der Wut steckt.

Wut ist immer auch der Antrieb das zu verändern, was uns nicht (mehr) gut tut.
Wut ist heilsam.

Durch die Wut kommen wir in Kontakt mit unserer Ohmachtsgefühlen und unserer Trauer: Wut ist eine Emotion, mit der uns die Seele zeigen will: Was geschehen ist schmerzt, was mich verletzt hat, was ich verloren habe, was ich vermisse, was ich nicht erreiche, obwohl ich so sehr dafür kämpfe, hat eine große Bedeutung für mich. Wut und Trauer sind zwei Seiten der gleichen Münze. Wut ist eine Form von Trauer, die unterdrückt wird und – Wut ist die Brücke zur Trauer.
Es ist notwendig diese Wut auszudrücken, um an die Gefühle der Trauer heranzukommen und den Schmerz zuzulassen. Erst dann kann die Seele wieder frei atmen. Erst wenn die Wut gefühlt und ausgelebt wurde, kann die Seele sich Zeit zum Trauern nehmen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen