Montag, 30. Mai 2016

Aus der Praxis – Selbsthilfe in der Krise


Krise bedeutet: Was war wird erschüttert. 
Du hast keine Lösung mehr.
Die alten Muster greifen nicht mehr.
Krise bedeutet: Kontrollverlust.
Alles was dich gehalten hat, bricht weg.
Krise bedeutet: Angst und Verzweiflung.
Krise stellt die Frage: Wer bin ich, wenn das alte Ich stirbt? 
Krise wird gefühlt zur existentiellen Bedrohung.
Krise bedeutet Verlust.
Krise fühlt sich an, wie ein Fall ins Bodenlose.
Bedenke: In jeder Krise liegt eine Chance ...




 
Keine Krise erledigt sich von Heute auf Morgen.
In der Krise gilt:
Lebe von Tag zu Tag.
Und das bedeutet: Tu jeden einzelnen Tag nur das, was du wirklich kannst und was dir möglich ist. Hör auf dich anzutreiben oder zu überfordern – es nützt sowieso nichts.

Tägliche Hilfe in Krisen:

Lass die Kontrolle los! Erkenne an, was ist.

Leiste keinen Widerstand – Widerstand verstärkt, was du nicht willst.

Entwickle ein hilfreiches Bild für das, was du willst, auch wenn es noch nicht da ist.
Führe ein Dankbarkeitstagebuch. Auch in der Krise gibt es Dinge, für die du dankbar sein kannst.

Wehre dich nicht gegen deine Gefühle, es funktioniert sowieso nicht. Weine, schreie, lass deine Wut raus, wenn du alleine bist. Setz dir dazu einen festen Zeitpunkt. 

Stell dir konstruktive Fragen, die dir über den Tag helfen wie diese:
Was könnte ich tun, um jetzt zur Ruhe kommen?
Wie kann ich mich trösten?
Was brauche ich jetzt in diesem Moment, damit es mir besser geht?

Oder versuche Folgendes:
Wenn ich wüsste, was mir gut tut, würde ich jetzt ...

Lockere deinen Körper mehrmals am Tag:  Atme bewusst, mache geführte Meditationen, beweg dich an der frischen Luft, such dir etwas, was dir immer schon Freude gemacht hat und versuche es zu tun, schau öfter mal in den Himmel und mach dir bewusst, dass es etwas gibt, das größer ist als du und deine Krise.

Vertraue darauf, dass für dich gesorgt ist.

Sag dir öfter: Die Krise ist nicht der Untergang deiner Welt.
Auch wenn es sich jetzt so anfühlt, es ist nicht wahr!

Wenn dich düstere Zukunftsgedanken oder schmerzhafte Erinnerungen überfluten, sag laut: STOPP. Kehre zurück ins Jetzt und achte nur auf das, was jetzt, in diesem Moment, zu tun ist. Konzentriere dich bewusst darauf.

Wähle die Menschen, denen du dich mitteilst, achtsam danach aus, ob sie die Gabe besitzen, dir einfach nur zuzuhören, ohne Ratschläge zu geben, deine Situation zu bagatellisieren oder dich zu etwas drängen wollen. 
Aber - strapaziere sie nicht mit dem immer gleichen Gejammere.

Sag dir immer wieder: „Du schaffst das!“ Es wirkt.

Mach dir bewusst, dass die Krise einen Sinn und ein Ende hat: 
Sie erschüttert das Alte. Sie überprüft, was noch echt ist. 
Sie zeigt auf, was gehen darf und was bleiben kann.

Wenn das alles nichts hilft: Such dir professionelle Hilfe.



Gedankensplitter

Angelesenes Wissen ist eine Hülle, ohne Innenleben.
Es ist tote Materie.
Wir können das Angelesene niemandem spürbar vermitteln.
Wir können damit niemanden auf der tieferen Ebene berühren, geschweige denn, anderen eine Hilfe geben.
Der Schatz der Erfahrung und der Schatz des Wissens sind es, was einen Menschen ausmacht, der seinen Weg geht. Den eigenen Weg.
Experte kannst du nur da werden, wo beides sich zusammenfügt: Wissen und gelebte Erfahrung.
Das nenne ich tieferes inneres Wissen.

Sonntag, 29. Mai 2016

Essenz


Foto: AW


Wenn sie dich angrinst, die Sinnlosigkeit, bist du allein.
Wenn du alles verloren hast, was dir wertvoll war, bist du allein.
Wenn du in der Krise steckst und keine Lösung hast, bist du allein.
Wenn du die Liebe verloren hast, bist du allein.
Und kein Wort und keine Hand können dich trösten.
In der tiefen Nacht der Seele bist du allein.

Und was dann?
Dann kannst du klagen
dann kannst du jammern
dann kannst du schreien
dann kannst du weinen
dann kannst du verstummen
dann kannst du dich verstecken
dann kannst du dich betrinken
dann kannst du um dich schlagen
dann kannst du alles tun, was du tun musst.

Aber eins kannst du nicht -
du kannst das Alleinsein nicht beenden.

Warum nicht?
Weil es das ist, was du gerade brauchst.
Ja, es ist genau das, was du jetzt brauchst, auch wenn du es ums Verrecken nicht haben willst.

Du brauchst es, um zu finden, was schon immer in dir ist.
Das, was die ganze Zeit in dir ist und unberührt und ruhig allem zusieht:
Deine Essenz, das, was du bist, wenn da nichts mehr ist, was dir sagt, wer du gern wärst oder wer du zu sein hast.

Das bist du.
Das ist, was du in keiner Krise verlieren kannst.
Das ist unsterblich.
Das bist wirklich du. 


Samstag, 28. Mai 2016

Kleine Welt




 

klein ist sie geworden
deine welt

kleiner als sie war
ganz klein 
ohne das große gefühl
das da war

das große gefühl
das alles so groß gemacht hat
dich über dich selbst hat hinauswachsen lassen

so klein ist sie geworden 
deine welt
dass du dich klein fühlst
an diesen kleinen tagen in deiner kleinen welt
ohne das große gefühl
das da war

wohin wachsen?
in dich selbst hinein.

Freitag, 27. Mai 2016

Für dich



Foto: AW
 
begreifen was für dich fassbar ist
verstehen was für dich zu verstehen ist
tun was für dich zu tun möglich ist
lassen was für dich unmöglich ist
aufstehen wenn du gefallen bist
neu beginnen wo für dich ein ende ist
wege verlassen, die für dich nicht mehr gangbar sind
wege finden, die für dich gehbar sind

verabschieden was für dich vergangen ist
bewahren was für dich gut ist
erinnern was für dich wertvoll ist
vergessen, was für dich wertlos ist
besinnen auf das, was für dich wichtig ist
arbeiten für das, was für dich sinnvoll ist 
nutzen was in dir angelegt ist
gestalten, was für dich machbar ist
glauben an das, was für dich glaubhaft ist
an nichts glauben, was für dich nicht wahrhaftig ist 
 
annehmen was für dich heilsam ist
ablehnen was für dich giftig ist
verteidigen was für dich schützenwert ist
verbinden was für dich zusammengehörig ist
suchen was für dich zu finden ist
finden was für dich gedacht ist
leben was für dich lebenswert ist
lieben was für dich liebenswert ist 
 
für dich


Donnerstag, 26. Mai 2016

Keine guten Erinnerungen



nein, an diese geschichte habe ich keine guten erinnerungen.
ganz am anfang vielleicht war es gut, als ich das ungute nicht sehen konnte.
blind war für das, was schon im keim sich zeigte. blind vor verliebtheit.
da war es scheinbar gut. aber es war nicht gut.
das gute wird nicht zum unguten, niemals, wenn es in seiner wurzel gut ist.
der keim keimte, blühte, wuchs ins ungute, hat mich überwuchert, mich und den, den ich liebe, angegriffen, ins herz getroffen.
nein ich habe keine guten erinnerungen.
ich schlafe ein mit dem unguten, fassungslos, weil ich es nicht fassen kann, ich wache auf mit dem unguten, fassungslos, weil es nicht enden will, das erinnern an das unfassbare. die frage, warum ich mich täuschen konnte, begleitet mich über den tag.
ich kann es nicht fassen. bin fassunglos.
ich kenne dieses gefühl.
es ist so alt wie ich.
es ist die alte wunde, die mir neu begegnet ist, weil sie nicht heilen konnte in all der zeit.
ein zeichen für das ungeheilte. dazu war es vielleicht gut, das ungute.
die wunde war der riss, die achillesferse, das lindenblatt zwischen den schulterblättern.
es ist die alte wunde, die mich verwundbar machte.
nein, an diese geschichte habe ich keine guten erinnerungen.


***


Mittwoch, 25. Mai 2016

Ein Fehler ist nicht das Ende der Welt



Foto: Aw


Ein Fehler ist nicht das Ende der Welt. 
Manchmal tappen wir in eine Falle, weil wir schwach sind, weil wir glauben uns selbst nicht mehr helfen zu können, weil wir am Ende unserer Kraft angekommen sind, weil wir nicht mehr wissen, wie es weiter gegen soll. Schwäche lässt uns in Fallen tappen, die wir, wenn wir innerlich klar sind, erkennen würden. Wir müssen uns deshalb keine Vorwürfe machen. Es ist menschlich in der Schwäche nach Strohhalmen zu greifen. Gut, es ist passiert. Wir können es betrauern, wenn wir uns aus der Falle befreit haben und wieder klar sehen, aber wir sollten uns dafür nicht selbst verurteilen.
Wir können uns sagen: Ja, ich kenne diese Art von Falle jetzt. Das nächste Mal werde ich nicht hineintappen. Wir können einen neuen Weg einschlagen, immer und immer wieder. Wir können uns mit der Höheren Macht verbinden, wenn wir wieder einmal schwach sind. Wenn wir mit ihr verbunden sind, landen wir nicht mehr in einer Falle, weil wir geschützt sind.


Dich stellen


Foto. AW

Die Erfahrung sagt: Du kannst dich selbst nur erkennen, wenn du dir Zeit nimmst, mit dir allein zu sein und in dich hineinzufühlen. Vielleicht hast du Angst davor.
Vielleicht hast du Angst, du könntest den Menschen, dem du dann begegnest, nicht mögen oder nicht aushalten. Die einzige Möglichkeit diese Angst zu überwinden ist, sich ihr zu stellen um sie kennenzulernen.
Es ist ein Teufelskreis: Du hast Angst allein zu sein und vermeidest das Alleinsein, du machst faule Kompromisse, du bleibst bei Menschen, die dich verletzt haben, du gehst zurück zu Menschen, die dich verletzt haben, du nimmst deine alte Beziehung wieder auf, die dir nicht gut getan hat, du triffst dich immer wieder mit Menschen, die dich eigentlich langweilen oder nicht wertschätzen, du redest dir schön, was nicht schön ist und gehst zurück in alte Konstrukte, anstatt nach vorne - alles nur um das Alleinsein nicht aushalten zu müssen.
Aber ohne dich besser kennenzulernen, wirst du nie herausfinden, warum du diese Angst hast. Du wirst weiter die Geisel einer Angst bleiben, von der du nicht einmal weißt, welchen Namen sie trägt. Der Weg zu dir selbst und dem was du wirklich bist und willst, geht oft über die Angst - in die Angst, durch die Angst hindurch.
Lass dich von deiner Angst nicht abhalten.

 ***

Angst

Meine Angst
ist so groß geworden
dass sie vor nichts mehr Angst hat

Meine Angst ist so groß geworden
dass alles Angst hat vor ihr

In Wirklichkeit ist meine Angst
klein geblieben
und kleinlich

Auch mich macht sie klein
und kleiner
Nur dadurch kommt sie mir groß vor


Erich Fried

Dienstag, 24. Mai 2016

Geh an mir vorbei



geh an mir vorbei, wenn wir uns begegnen
sieh mir nicht in die augen, wenn wir uns sehen
stell mir keine fragen, deren antworten ich dir nicht mehr gebe
versuche nicht mich zu verstehen, ich will von dir nicht mehr verstanden werden
gib mir keine worte, die ich nicht hören will
schenk mir kein lächeln, das ich nicht erwidern werde
versuche nicht mein vertrauen zu gewinnen, das ich nicht mehr habe
versuche mich nicht zu erinnern, an das was war, das was nicht war und was hätte sein können
versuche nicht zu beleben, was ich begraben musste
lass es ruhen in frieden
geh an mir vorbei, wenn wir uns begegnen



Sonntag, 22. Mai 2016

In deiner Hand



Foto AW


manchmal musst du loslassen
so sehr du auch festhalten möchtest an einer fremden hand.
du musst loslassen, um dich nicht zu verstricken,
um nicht wieder in die falle der sehnsucht deiner bedürftigen liebe zu treten.
der sehnsucht, die so alt und unerfüllt ist wie du, mein kind.

es tut weh.
es tut weh, wenn du erkennst, dass das alte im neuen wiederkehrt,
du wieder alleine bist
mit deiner sehnsucht, die so alt ist wie du.

und dann fragst du dich, wie lange du noch warten musst,
um dort anzukommen, wo du noch nie warst.

du wirst so lange warten müssen, wie es dauert um das bedürftige kind in dir zu befreien.

der einzige, der das kann bist du, auch wenn du es nicht glauben kannst.
du allein hast den schlüssel in der hand, die dir so klein erscheint, wie sie es einst war.

nimm ihn.
nimm ihn mit der großen hand, die du jetzt hast -
die hand, die die kleine hand umfassen kann,
sie halten kann,
sie wärmen kann,
sie trösten kann,
sie lieben kann,

sie nicht los lassen muss, wenn sie nach dir fasst.


Samstag, 21. Mai 2016

Aus der Praxis – Lampenfieber ist nützlich, Redeangst ist eine schwere Belastung

Foto: AW

Wer es kennt weiß es: Lampenfieber gehört dazu. Auch nach unzähligen Reden, Auftritten und Vorträgen sind ein leichtes Grummeln in der Magengegend und ein erhöhter Herzschlag immer dabei, wenn es gilt vor Menschen zu sprechen. Lampenfieber ist normal und auch sogenannte „Rampensäue“ sind nicht frei davon. Die emotionale Anspannung, die wir beim Lampenfieber spüren ist nichts Ungutes, sie sorgt sogar dafür, dass unsere Rede oder unser Vortrag noch besser werden. Das Adrenalin steigt und mit ihm die Konzentration: wir sind zu Höchstleistungen fähig.
Anders ist es bei der Redeangst: Der Puls rast, das Herz klopft bis zum Hals, die Hände sind schweißnass, Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol überfluten den Körper, ein Gefühl der Panik macht sich breit. Redeangst kann einem im wahrsten Sinne des Wortes die Kehle zuschnüren und schon der bloße Gedanke vor Menschen sprechen zu müssen, erzeugt Panik, so dass es unmöglich erscheint, zu sprechen oder überhaupt vor eine Gruppe zu treten. Eine Horrorvorstellung für die Betroffenen. Das Reden vor Publikum kostet die meisten Menschen eine große Überwindung, aber für den von Redeangst Geplagten ist es eine seelische Qual.

Woher kommt diese Angst?
Man weiß heute, dass der Angst vor Publikum zu sprechen, die im kollektiven Gedächtnis gespeicherte Urangst des Menschen zugrunde liegt von der Gemeinschaft nicht anerkannt zu werden. Früher war unsere Stellung in der Gruppe überlebenswichtig. Ein aus der Gemeinschaft ausgestoßener Mensch war so gut wie verloren. Bei öffentlichen Reden, bei Begegnungen mit Fremden, bei Vorstellungsgesprächen, beim Meeting, bei der Kundenaquise oder beim Referat an der Schule oder an der Uni begleitet viele Menschen noch heute die unterschwellige Urangst, nicht gut anzukommen oder abgelehnt zu werden.

Die Redeangst, auch Logophobie genannt, zählt zu den sozialen Ängsten und beinhaltet im Kern die Angst vor Ablehnung.
Wer unter Redeangst leidet, hat meist auch Angst zu versagen. Die Befürchtung, bei den Zuhörern auf Zurückweisung und Ablehnung zu stoßen, führt bei manchen Menschen sogar zu regelrechten Panikattacken, so groß ist ihre Angst sich zu blamieren. Allein der Gedanke im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und von anderen beobachtet zu werden genügt um bei ihnen massive Angstzustände auszulösen. Wie stark die Redeangst ausgeprägt ist, unterscheidet sich wie bei jeder anderen Angst, von Mensch zu Mensch. Und wie bei anderen Ängsten auch, ist es kein leichtes Unterfangen eine Redeangst von heute auf morgen zu überwinden. Sie ist tief verankert. In manchen Fällen wurde sie durch ungute Erfahrungen in der Kindheit erlernt und im emotionalen System bis ins Erwachsenenalter gespeichert.

Redeangst bezieht sich in der Regel immer auf diese Komponenten: das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen, die Selbstbehauptungsfähigkeit, die soziale Kompetenz, die physische und die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, die Kraft der Stimme und die Fähigkeit zur Kommunikation.
Wer sich selbst nicht vertraut, wer sich selbst nichts zutraut oder sich selbst als nicht gut genug findet, hat immer Angst nicht gut anzukommen. Ein mangelndes Selbstbewusstsein geht oft mit der Angst einher abgelehnt oder nicht geliebt zu werden. Das bedeutet: wir fürchten uns vor der Reaktion anderer auf uns selbst und das zeigt sich besonders massiv, wenn wir vor anderen sprechen sollen. Bleiben wir in dieser Angst stecken, lernen wir nicht uns selbst zu vertrauen. Und solange wir uns selbst nicht achten und uns selbst nicht vertrauen, zweifeln wir an unseren Fähigkeiten und machen weiter damit uns nicht selbst zu behaupten. Ein Teufelskreis, der so Manchem im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlägt. Dann beginnt im worst case das Vermeiden. Das aber hat unglücklicherweise die paradoxe Wirkung, dass die Angst zu reden umso unüberwindlicher erscheint, je mehr und je öfter sie vermieden wird.

Das hört sich alles schlimmer an als es ist. Meine Erfahrung in der Praxis zeigt: Keiner, der unter Redeangst leidet ist ihr für alle Zeiten hilflos ausgeliefert. Die Angst vorm Sprechen lässt sich überwinden.
Dazu ist es wichtig die Ursachen dieser Angst zu ergründen und sie zu bearbeiten. Es hilft wenig einem Menschen, der Redeangst hat, allein mit Stimm- und Sprechtraining Werkzeuge an die Hand zu geben um sich besser zu artikulieren und zu präsentieren. Die Angst ist nämlich lediglich ein Symptom für eine viel tiefer liegende Ursache. Erst wenn diese erkannt und bearbeitet ist, kann mit dem erfolgreichen Training von Stimme, sprachlichem Ausdruck und Präsentationstechnik begonnen werden. Ein gesundes Selbstwertgefühl und die Fähigkeit zur Selbstbehauptung sind essentiell wichtig um zu kommunizieren. Selbstbehauptung kann man lernen. Sie ist die Fähigkeit die eigenen Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen und Werte gegenüber anderen auszudrücken – und zwar ohne Angst und im Bewusstsein, dass das, was wir zu sagen haben wertvoll ist, so wertvoll wie wir selbst.


Mehr über mein Sprech-und Stimmtraining erfahrt Ihr hier ...
http://www.wende-praxis.de/5.html

Freitag, 20. Mai 2016

Das liebe Geld

Geld regiert die Welt! Haste nix, biste nix!, wie es so (un)schön heißt.
Tja, die leidige Sache mit dem Geld. Leidig vor allem für die, die wenig davon haben.
Ich kenne einige. Ich selbst weiß, als Selbstständige, wie leicht das Thema Geld zur Belastung werden kann, wenn nicht genug davon rein kommt. Geld spielt eine große Rolle. Es spielt sogar eine so große Rolle, dass es längst begonnen hat ein Eigenleben zu führen, ein Eigenleben, das so manches Leben überschattet. Es gibt nichts was unsere weltliche Existenz so sehr beeinflusst wie das liebe Geld. Das ist etwas, was wir nicht wegdiskutieren können. Geld macht das Leben leichter und ohne Geld ist es schwerer. Es bedarf ziemlich viel Fantasiereichtum und Kreativität um mit wenig Geld über die Runden zu kommen. Wer es kennt, weiß wovon ich spreche.

Geld ist für viele ein angstbesetztes Thema, auch für die, die sehr viel davon haben.
Denn, je mehr man hat, je mehr hat man zu verlieren. Im Umkehrschluss könnte man nun meinen: Wer nichts mehr hat, hat auch nichts mehr zu verlieren. Aber ist das wahr? Hängen Verluste mit Geld zusammen? Hängt das, was dein Leben ausmacht, tatsächlich vom Geld ab, das du hast?
Ob du genug Geld hast oder nicht, ist letztlich eine Frage der Einstellung. Das mag sich jetzt abgehoben anhören, aber ist es nicht so, dass es letztlich bei allem, was uns im Leben widerfährt auf die Einstellung ankommt, die wir dazu haben?
Die Erfahrung nickt. Meine Erfahrung und von keiner anderen spreche ich hier.

Der Einfluss, den die Dinge auf uns haben hängt davon ab, wie wir denken und demzufolge fühlen. Wie fühlt sich das für mich an über Geld nachzudenken? Wie wichtig ist mir Geld? Wie sehr definiere ich mich über das Geld, das mir zur Verfügung steht?
Das sind Fragen, die zu stellen sich lohnt, egal ob wir über viel oder wenig Geld verfügen.
Bei mir schwankt das, mal ist es mehr, mal ist es weniger und hin und wieder war es fast nix. Ich habe gelernt, ich kann es ausgeben, wenn ich es habe und wenn ich es nicht habe, sprich wenig habe,  gebe ich wenig aus. Kann man so leben? Sicher kann man so leben, denn eine Grundsicherung, die gibt es sogar dann, wenn du nichts mehr hast. Und damit ist das Überleben erst mal gesichert. Also the worst case sind 400 Euro in der Tasche und damit kann man leben, es sei denn man will über seinen Standard leben wollen und das geht dann eben nicht, und zum Thema Geld kommt das Thema Angst. Angst lähmt und schon sitzen wir in einer noch unbequemeren Situation fest: Kaum Geld und viel Angst. Eine höchst unheilige Allianz. Eine bundesdeutsche, was sage ich, weltweitete Allianz, denn immer mehr Menschen werde immer ärmer, während andere immer reicher werden.

Aber was ist Reichtum? Ist der vom Geld abhängig?
Nein. Es gibt so viele arme Reiche, die sich für alles Geld in der Welt nicht kaufen können, was manch armer Mensch besitzt und das ist im besten Falle etwas, was ihn von Innen hält. Ich kenne einige dieser Menschen, meist sind es jüngere. Junge kreative Menschen, die tun, was sie lieben und mit wenig Geld zufrieden sind und sogar sagen: Gutes Leben! Mein Sohn ist so ein Mensch und einige seiner Freunde, die ich kennen lernen durfte, sind solche Menschen. Es macht mich glücklich diese Menschen kennen zu dürfen. Ich kann viel von ihnen lernen. Ich kann lernen, wie wenig ich brauche um Freude und Dankbarkeit zu empfinden. Sie zeigen mir nämlich genau das: Sei dankbar für das, was du hast! Das klingt jetzt für manche vielleicht wieder ziemlich abgehoben, aber es stimmt, für mich stimmt es und für die Jungs stimmt es und für die Mädels stimmt es, die genau das ausstrahlen und es auf mich abstrahlen und es leben. Das ist ein Geschenk, das mit keinem Geld der Welt zu bezahlen ist.

Sei dankbar für das, was du hast! Das ist der Schlüssel um uns von der Abhängigkeit vom Geld zu befreien.
Wenn wir uns von der Macht des Geldes befreien wollen, müssen wir lernen, das zu sehen, was wir haben. Und dabei auch auf die immateriellen Werte blicken. Dann gelingt es viel besser uns nicht vom Blick auf unser Bankkonto irritieren zu lassen. Dankbar sein für alles was da ist - unsere Ideale, unsere Träume, unsere Leidenschaften, die Dinge, die wir lieben und die nichts kosten, unsere besten Freunde, die Menschen, die wir lieben, unsere Gesundheit, der Spaziergang in der Natur, das morgendliche Aufwachen im Gefühl noch am Leben zu sein und noch alle Tassen im Schrank zu haben und das gute Gefühl anderen zu helfen. Es gibt so Vieles, was da ist und was mit nichts auf der Welt käuflich ist. Uns das in Erinnerung zu rufen, hilft ungemein, wenn wir wieder einmal über unsere finanzielle Lage jammern.

Eine gute Strategie gegen das Gejammere sind auch solche Fragen: Was bist du dir wert?
Steht und fällt dein Selbstwertgefühl mit dem, was auf deinem Konto liegt? 
Du bist nicht dein Geld. Laß also nicht zu, dass es Macht über dich und deine Gedanken hat, denn das führt nur zu unguten Gedanken. Geld ist lediglich ein Tauschmittel, nicht mehr und nicht weniger. Dann nämlich, wenn ich mich von seiner Macht befreit habe und ich nicht beherrscht bin vom machtvollen Gedanken, Geld anhäufen und festhalten zu müssen, damit ich mich wertvoller fühle als ohne es. Oh, oh, ich höre schon meine Ohren klingeln: Was die da schreibt, die hat doch keine Ahnung wie es ist, wenn nix im Geldbeutel ist! Sie hat Ahnung. Sie hat das erlebt, gelebt und überlebt und es kann ihr, wie jedem von uns, immer wieder passieren. Und weil ich das schon erlebt habe, weiß ich wie ich mit viel und wie ich mit wenig Geld lebe. Ich setze Prioritäten. Ich frage mich zum Beispiel wenn ich Geld ausgebe: Ist es das, was ich wirklich möchte? Ist das das, was ich wirklich brauche? Und: warum glaube ich es haben zu wollen?
Das sind magische Fragen. Sie helfen mir nämlich meine innere Stimme zu hören und eine Wahl zu treffen über wertvoll und wertlos.

Ich kenne Menschen, die ständig Geld ausgeben müssen um sich gut zu fühlen.
Sie geben es für Klamotten aus, für Schuhe, für Restaurantbesuche, für teure Sportarten, teure Autos, exklusive Reisen und anderes, was sie für unbedingt notwendig halten um das gute Leben zu spüren. Manche von ihnen sitzen dann in meiner Praxis und sprechen über die innere Leere, die sie nicht füllen lässt, den Sinn, den sie nicht spüren, egal wieviel sie sich leisten können. Geld macht nicht glücklich, es macht auch nicht unglücklich, aber es macht noch kein gutes Leben aus und vor allem es macht kein gutes Ich-Gefühl aus.

Geld ist neutral. Wir geben ihm die Bedeutung, die es für uns hat. Und die obliegt allein dem, was wir uns selbst bedeuten.
In meinem Leben hat mir eins immer geholfen, auch dann, als ich einmal so gut wie kein Geld hatte: Mein Gottvertrauen. Der tiefe Glaube daran, dass für mich gesorgt ist. Und so war es dann auch. Dafür bin ich dankbar. Ich habe niemals die Hände in den Schoß gelegt, ich habe immer alles mir Mögliche dafür getan, um für mich und meinen Sohn sorgen zu können. Ich habe immer eine Lösung gefunden. "Sie sind ein Straßenköter", sagte vor langer Zeit eine alte und sehr weise Frau zu mir. "Sie gehen nicht unter, sie finden immer einen Weg!" Für diesen Satz bin ich ihr mein Leben lang dankbar. Wenn dir das keiner sagt, dann könntest du dir das selbst sagen, vorausgesetzt, du liebst Straßenköter genauso wie ich, und zwar immer dann, wenn das Gejammere losgeht über das liebe Geld. Übrigens, ich mag Geld, denn es ist schön es zu haben, es ist schön es zu verdienen.
Aber es ist nicht das, was zählt. Gutes Leben ist nicht käuflich.


***

Der gute Hirte 

Psalm 23

 
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.






Donnerstag, 19. Mai 2016

Die Angst vor der eigenen Größe




Foto: AW

Es ist die Angst vor unserer eigenen Größe,
eine archetypische Angst,
eine der größten Ängste,
vielleicht größer als die Angst vor dem eigenen Tod ...

Es ist diese uralte Angst, die unüberwindbare Mauern vor uns aufbaut.
Mauern, die verhindern, dass wir unserem eigenen Lebenentwurf folgen,
Mauern, die verhindern, dass wir im tiefen Glauben an uns selbst als göttliches Wesen unseren ureigenen Weg gehen,
Mauern, die verhindern, dass wir uns unserem Wesen nach entfalten
und dem folgen, was unsere Berufung ist.

Es ist eine große Aufgabe diese Mauern zu durchbrechen,
denn sie trennen uns von uns selbst und dem Leben, das wir uns ersehnen und verdient haben.

Mittwoch, 18. Mai 2016

Von der Einsamkeit intelligenter Menschen

Schon Schopenhauer, der sein Leben als Einzelgänger verbrachte, war der Meinung, dass nur geistreiche Menschen das Alleinsein genießen können. Menschen, die sich nach sozialen Kontakten sehnen und das Alleinsein nicht ertragen, sah er als geistig ziemlich arme Wesen. Die großen Philosophen wie Nietzsche und Kierkegaard waren Einzelgänger, Emily Dickinson und Hermann Hesse waren es, Van Gogh und Leonardo da Vinci ebenfalls. Letzterer war sogar davon überzeugt, dass man nur sich ganz gehöre, wenn man allein ist. Wer sein Leben nur mit einem anderen Menschen teilen würde, der würde nicht mehr sich ganz gehören. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, warum da Vinci nie in einer Partnerschaft gelebt hat. Michelangelo, so steht zu lesen, war einst ein geselliger Mensch, doch änderte sich das, als die lieben Mitmenschen erkannten, was für ein Genie er war und ihm mit Neid und Missgunst begegneten. Erkennend, dass er der Masse nicht wirklich willkommen war, wurde er zum Einsiedler. 

Viele große Denker haben für sich gelebt, nicht weil sie sich als etwas Besseres verstanden, nicht aus Gründen der Arroganz, sondern weil sie schlicht vom Pöbel unverstanden blieben.
Das ist heute nicht anders. 

„Intelligente Menschen sind Einzelgänger und vermeiden weitgehend soziale Kontakte. Intelligente Menschen sind allein oft glücklicher, als wenn sie von anderen Leuten umringt sind.“ Dies ergab eine aktuelle Studie, die im British Journal of Psychology veröffentlicht wurde. Die Autoren der Studie, Norman Li, Evolutionspsychologe an der Singapore Management University und Satoshi Kanazawa von der London School of Economics, haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich Intelligenz, Freundschaft und Bevölkerungsdichte auf das Glücksgefühl der Menschen auswirken. Was sie herausfanden: Je niedriger die Bevölkerungsdichte und je mehr soziale Interaktion mit Freunden unterhalten wird, umso glücklicher ist der Mensch. 

Das gilt laut ihrer Studie allerdings nicht für besonders intelligente Menschen. Diese fühlen sich glücklicher, wenn sie ihre Zeit nicht mit anderen Menschen verbringen müssen. Der Grund: Kluge Menschen können ihre Aufgaben besser alleine lösen und ziehen es vor selbstständig die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Deshalb sind für sie Beziehungen weniger wichtig, Menschen, so eine Aussage der Studie, würden sogar oft  als Klotz am Bein wahrgenommen. 

Warum ist das so? Warum ziehen es intelligente Menschen vor allein zu sein?
Intelligente oder Hochbegabte sehen die Welt anders. Zum einen haben intelligente Menschen bei allem was sie wahrnehmen, sehen und hören, den Drang zu analysieren und sich mit ihren Mitmenschen darüber auszutauschen.  Zum anderen haben sie oft ein Wissensgebiet oder Leidenschaften, welche sie total faszinieren und in die sie immer tiefer eindringen wollen. 
Das Problem: Der 'Normal-Begabte' kann dieses In-der Welt-sein im Allgemeinen nicht nachvollziehen. Somit  ist es für intelligente Menschen schwer ein Gegenüber zu finden, das sie versteht und ihre Gedanken zu teilen vermag. Andererseits geht der „Normal-Begabte" dem "Höher-Begabten" aus dem Weg, weil er ihn als zu anstrengend empfindet und ihm seine tiefe Gedankenwelt fremd ist.

Nun, entgegen der Aussagen der Forscher, glaube ich nicht, dass intelligente Menschen niemanden brauchen. Ich weiß vielmehr, dass es unendlich schwer  für sie ist, Gleichgesinnte zu finden mit denen sie teilen können, wofür sie brennen.
Bevor sie nun aber ihre Zeit mit sinnlosen und langweiligen Gesprächen und Kontakten verbringen, ziehen sie es vor die Zeit mit sich allein zu verbringen um sich dem zu widmen, was sie fasziniert. Sie sehen einfach keinen Sinn in oberflächlichen Begegnungen, Bespaßung und sonstigen inhaltlosen Zerstreuungen und dem, was ich „blubber, blubber“ nenne: Sinnloses Gerede über Banalitäten, das zu nichts führt und zum Gähnen langweilig ist. 

Wer die Wahl hat muss entscheiden und der intelligente Mensch entscheidet sich dafür seine kostbare Lebenszeit, dem zu widmen, was ihn inspiriert, was ihm wertvoll und wichtig ist und was seinen Geist und seine Seele erfüllt.
So bleiben viele dieser Menschen meist ihr Leben lang Einzelgänger, oder sie werden es nach unzähligen unbefriedigenden Beziehungs- und Kontaktversuchen. Ob sie damit glücklich sind? Nun, aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Sie sind zumindest glücklicher als mit dem, was sie nicht glücklich macht - blubber, blubber, nämlich.


Ann Clarkson, die Sprecherin von Mensa International, dem Verband für Menschen mit hohem IQ, sagt zum Thema Folgendes: „Es ist bewiesen, dass sich sehr intelligente Menschen manchmal von den Menschen um sich herum isoliert fühlen, weil sie die Welt anders sehen und wahrnehmen. Es ist schwer, jemanden zu finden, der Informationen genauso verarbeitet wie du, wenn dein Gehirn so funktioniert, wie das von nur zwei Prozent vom Rest der Weltbevölkerung.“


Des Weiteren gehören intelligente Menschen meist zu den Introvertierten, im Gegensatz zu den Extrovertierten. Die Interaktion und die Auseinandersetzung mit anderen kostet einen Introvertierten viel Energie. 
Diese Menschen fühlen sich schnell unwohl in Menschenansammlungen und brauchen Stille. Der Umgang mit dem Lauten, die grelle, schrille, immer hektischer werdende Umwelt, das ständige Pipen der Handy-Generation, löst bei ihnen Stress aus. Sie sind schnell mit Reizen überflutet und müssen sich schützen. Sie sind eben anders, sie sind empfänglich für die leisen Töne und diese finden sie nur in der Stille.

Sind nun intelligentere Menschen keine sozialen Wesen oder gar beziehungsunfähig?
Ich behaupte: Nein. Sie sind sogar sehr sozial, denn sie haben mehr Feingefühl, mehr Empathie und feinere Antennen für alles Sinnliche und Sinnhafte, als andere und sie haben mehr Tiefe und Werte, für die sie stehen und die sie leben. Und genau das ist es, was sie in der von Reizüberflutung und in der Lebenshaltung modernen Welt nicht finden.
Was bleibt ist der Rückzug in sich selbst und in die eigene schwer teilbare Welt. Eine einsame Heimat. Und auch wenn sie erfüllend ist, ein Leben ohne Seelenverwandte macht innen manchmal sehr allein. In einer anderen Welt als der heutigen wären sie die „alten Weisen“. 

 ...


Die Menschen meines Stammes sind leicht zu erkennen:  
Sie gehen aufrecht, haben Funkeln in den Augen und
ein Schmunzeln auf den Lippen.

Sie sind weder heilig noch erleuchtet.

Sie sind durch ihre eigene Hölle gegangen,
haben ihre Schatten und Dämonen angeschaut
und angenommen.

Sie sind keine Kinder mehr,
wissen wohl was Täter /Opfer sein bedeutet,
haben ihre Scham und ihre Rage explodieren lassen und
dann die Vergangenheit abgelegt,
die Nabelschnur durchtrennt und
die Verantwortung übernommen.

Weil sie nichts mehr verbergen wollen, sind sie klar und offen.
Weil sie nicht mehr verdrängen müssen,
sind sie voller Energie, Neugierde und Begeisterung.
Das Feuer brennt in ihrem Bauch!

Die Menschen meines Stammes kennen den wilden Mann
und die wilde Frau in sich und haben keine Angst davor.

Sie halten nichts für gegeben und selbstverständlich,
prüfen nach, machen ihre eigenen Erfahrungen und
folgen ihrer eigenen Intuition.
 
Frauen und Männer meines Stammes begegnen sich
auf der gleichen Ebene, achten und schätzen ihr Anders-Sein,
konfrontieren sich ohne Bosheit und lieben ohne Rückhalt.

Menschen meines Stammes gehen viel nach Innen, um
sich zu sammeln,
Kontakt mit den ureigenen Wurzeln aufzunehmen,
sich wieder zu finden,
falls sie sich im Rausch des Lebens verloren haben.

Und dann kehren sie gerne zu ihrem Stamm zurück,
denn sie mögen teilen und mitteilen, geben und nehmen,
schenken und beschenkt werden.

Sie leben Wärme, Geborgenheit und Intimität.

Allein fühlen sie sich zwar nicht verloren wie kleine Kinder und
können gut damit umgehen.
Sie leiden aber manchmal unter Isolation und sehnen sich
nach ihren Seelenschwestern und -brüdern.

Die Zeit unserer Begegnung ist gekommen!

Autor unbekannt
 

Erkenne dich selbst





"erkenne dich selbst" prangte als mahnung für die eintretenden über dem eingang des orakeltemples von delphi.
erkenne dich selbst im sinne von - reflektiere dich selbst und erkenne auch die wirkungen, die dein unterbewusstsein auf dich selbst hat.
"werde, der du bist" - dieses zitat ist von dem griechischen dichter pindar.
also: werde, der du bist, nachdem du dich selbst erkannt hast.
damit wäre das ideal des bewussten menschen ein mensch, der sich weitgehend selbst erkennt, der sich selbst reflektiert und weiß: das bin ich.
eines der schwersten unterfangen im leben, wie ich finde.
werde ganz, der du bist, lautet ein zitat von c.g.jung.
wer sich selbst erkennen will um ganz der zu werden, der er ist, muss also versuchen, sich weitgehend ganzheiltich zu erkennen.
aber was bedeutet ganzheit?
sicher nicht vollkommenheit.
ganzheit, ganz werden, im sinne von vollständig werden.
vollständig werden - all die vielen anteile im innersten erkennen und miteinander verbinden. auch die dunklen anteile gehören dazu um das ganze vollständig zu machen. auch sie müssen hineingenommen werden.
 
ganz werden, wirklich ganz, der zu werden, der man ist, dürfte für die meisten von uns eine utopie bleiben.

"schließlich bliebt jeder mal irgendwo stecken, denn wir sind alle sterblich und bleiben ein teil dessen, was wir als ganzes sind. die ganzheit, die wir erreichen können, ist sehr relativ". c.g.jung


dich selbst annehmen
dich selbst geschehen lassen
du selbst werden
bedeutet nicht, dass du keine probleme mehr hast
bedeutet nicht, dass alles lösbar und erlösbar ist
bedeutet nicht, eine erleuchetete, vor selbstliebe und menschenliebe überfließende person zu werden

dich selbst annehmen bedeutet, ein mensch zu sein, der sich auch der eigenarten, schatten und unzulänglichkeiten seiner person bewusst ist
bedeutet auch, unbequem für dich selbst und andere zu sein
bedeutet auch, zu wissen - all das, was ich bin, gehört zu mir
bedeutet auch, abgrenzung und loslösung von inneren überzeugungen, die nicht die deinen sind, die übernommen sind von fremdem
dich selbst annehmen bedeutet auch, das unschöne, das nicht optimale anzuerkennen
bedeutet auch, das anzunehmen was schmerzt und vielleicht immer schmerzen wird 
dich selbst annehmen bedeutet vor allem: aufhören dich selbst zu verurteilen für das, was du auch bist und das, was du nicht bist und niemals sein wirst ...

Dienstag, 17. Mai 2016

Der männliche Narzissmus und die Bindungsstörung

 
Zeichnung: AW

Immer sind es frühkindliche Kränkungen, oder Missbrauchserfahrungen emotionaler oder körperlicher Art, die als biografische Wurzeln der neurotischen narzisstischen Persönlichkeitsstörung zugrunde liegen.  

Das Grundgefühl des männlichen Narziss ist: „Ich bin nicht in Ordnung. Ich bin klein und bedeutungslos.“
Um dieses Ich-Gefühl zu kompensieren, orientiert sich die narzisstisch- neurotische Lebensdramaturgie ausschließlich an einem übersteigerten Überlegenheitsstreben. Der männliche Narziss sucht immer die Überlegenheit. Findet er sie, ist er ansatzweise zufrieden. Jede Situation, in der er glänzen kann, gibt ihm das Gefühl innerer Größe und hilft ihm das schmerzhaft empfundene Gefühl der eigenen „Kleinheit“ zu verdrängen. Nicht selten arbeitet der narzisstische Mann daher oft erfolgreich an seiner Karriere. Frauen gegenüber kann er verführerisch, charmant und überzeugend wirken, besonders dann, wenn ihm die Frau für einen bestimmten egoistischen Zweck für eine gewissen Zeit wichtig ist.  Im Grunde aber ist sie für ihn kein Mensch, sondern sie ist vielmehr eine Art Projekt. Hat das „Projekt“ seinen Sinn und Zweck oder seinen Reiz verloren, was meist sehr schnell geschieht, wird es "wie eine heiße Kartoffel" fallen gelassen. Die gestörte überproportionale Selbstverliebtheit, die scheinbare Grandiosität, die immer wieder mühsam innerlich aufgebaut und gespielt werden muss um das tief verankerte Kleinheitsgefühl zu überspielen und das damit verbundene verzerrte unrealistische Selbstbild aufzubauen, kann bei einer ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitsstörung dissoziale Ausmaße annehmen und bis zur völligen Gefühlsabwehr gehen. Diese Gefühlsabwehr untergräbt jede Art von liebevoller, zwischenmenschlicher Beziehung.

Der Narziss ist zu echter Nähe ist nicht fähig.
Tiefe Gefühle und echte Intimität sind für ihn höchst irritierend und daher zu vermeiden. Sie machen ihm Angst. Sein ganzes Inneres ist bestimmt von seiner Urangst, möglichst nicht wieder, so wie er es als Kind erlebt hat, abgewertet zu werden. Gefühle machen ihn unsicher, denn unbewusst fürchtet er sein mühsam aufgebautes falsches und höchst fragiles Selbstwertgefühl könnte Risse bekommen und das wiederum, könnte ihn antastbar machen und ihm ich das Gefühl der Kleinheit geben, das er unbedingt vermeiden muss, weil es ihm unerträglich ist. Mit anderen Worten -  hat der narzisstische Mann ein Gefühl für jemand anderen als für sich selbst, reißt ihn dieses Gefühl aus seiner neurotisch konstruierten Mitte. Er schwankt innerseelisch und ist zutiefst verunsichert. Diese Verunsicherung muss sofort abgestellt werden, die Angst seine Defizite könnten erkannt werden, lässt Gefühle nicht zu. 

Der neurotische Wunsch immer zu glänzen, besiegt jedes Gefühl von echter Nähe.
Genau das kann bei einer Frau, die Gefühle für einen Narzissten hat, in eine emotionale Abhängigkeit führen, weil sie ständig etwas bei ihm sucht, was er nicht zu geben vermag. Sie kann nicht verstehen, dass ihre Gefühle nicht angenommen werden und versucht immer mehr zu geben, im Glauben, irgendwann müsse es ihr doch mit ihrer Liebe gelingen, dieses kalte Herz zu erweichen. Es wird nicht weich.

Der neurotisch-narzisstische Mann ist bindungsgestört und beziehungsunfähig. Er ist nicht fähig zu einem verbindlichen JA. Er kann nicht anders, er treibt sein Spiel und das heißt: Macht über andere Menschen gewinnen um die eigene Ohnmacht nicht zu spüren.  
So macht er der Frau einerseits Hoffnung und entzieht sich dabei gleichzeitig  der Festlegung und damit der emotionalen Verbindlichkeit. Warum? Schlicht und einfach, weil er dazu nicht fähig ist. Dem Narziss fehlt meist jedes noch so geringe Maß an Selbsterkenntnis. Und auch wenn er sie gewonnen hat, wird er sie nicht umsetzen können, denn der Drang nach seinem überproportionalen Überlegenheitsstreben, lässt die scheinbare Schwäche, die für ihn in dieser Erkenntnis liegt, nicht zu. Je massiver die Störung ist, desto mehr wird der Narziss Frauen benutzen und sie, nützen sie ihm nichts mehr, abwerten und verlassen. Er selbst aber weist jegliche Kritik als Abwertung von sich. Der Narziss ist ein bedauernswerter Mensch, sehen wir einmal davon ab, wie viele Menschen er im Laufe seines Lebens verletzt, kann er einem leid tun. Er lebt innerlich zutiefst einsam und sinnleer in einer eisernen Rüstung, stets darauf bedacht, dass diese keine Risse bekommt. Er befindet sich als Gefangener seiner Selbst, in der Endlosschleife permanenter Überkompensation seiner tiefliegenden Minderwertigkeitskomplexe. Er will immer der Beste und der Überlegene sein. Also muss er alles klein hauen, was ihm das Gefühl gibt klein zu sein - und wenn es seine eigenen Gefühle für einen anderen Menschen sind. 

Narzisstisch gestörte Männer kämpfen mit ihrem mangelnden Urvertrauen und der dadurch gestörten Bindungs- und Beziehungsfähigkeit solange bis sie ihre Angst vor Nähe überwinden wollen. Doch dazu braucht es zunächst den tiefen Wunsch zur Selbstreflexion und den Mut den eigenen Schmerz der kindlichen Verletzung zulassen und fühlen zu wollen. In der Wunde liegt das Gold. Die Wunde anzuschauen, sie fühlen zu wollen, ist die einzige Chance die der Narziss hat um dieses Gold zu bergen um endlich ein erfüllteres Leben und erfüllende Beziehungen führen zu können.





Freitag, 13. Mai 2016

Atmen


Foto AW

es ist nacht, regen klatscht gegen das fenster.
ich atme ein, all das dunkle, was ich nicht ändern kann.
ich atme aus, all das dunkle, was ich nicht ändern kann.
ich atme ...

Mittwoch, 11. Mai 2016

„Kunst, die die Seele und die Sinne berührt“ ... Die Kunstgalerie Santa Clara über die Malerin Angelika Wende



Foto: Galerie Santa Clara



Die Bilder von Angelika Wende tun es, sie berühren die Menschen. Die auf den Bildern abgebildeten Figuren weinen nicht, sie lachen nicht, sie ärgern sich nicht. Dennoch –  sie berühren den Betrachter tief. Diese Bilder lassen niemanden gleichgültig. Das ist für uns ein Zeichnen für wahre Kunst, Kunst, die die Seele und die Sinne berührt.

Ein Zitat zum Buch von Judith HermannNichts als Gespenster“ von Volker Weidermann (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) passt sehr treffend zu den Bildern von Angelika Wende: „Die Geschichten sind so traumverloren, traurig, liebessuchend, abschiednehmend, weiterfragend, zweifelnd, verzweifelt, glücklich neubeginnend, schön wie damals, wie heute. (…) Wiederstehen kann man nicht.“

Ähnlich wirken die Gestalten auf den Bildern von Angelika Wende – so traumverloren, traurig, liebesuchend, Abschied nehmend, weiterfragend, zweifelnd, verzweifelt, glücklich neubeginnend, schön wie damals, wie heute. Wiederstehen kann man nicht…“ Wie schafft es die Künstlerin das zu erreichen?, fragt man sich und genau darin besteht die Magie ihrer Kunst. Eine solche Begabung hat nicht jede oder jeder, der die Farben mischt und den Pinsel in der Hand nimmt. Das ist eine spezielle Begabung. Und eine solche Begabung muss oft hart verdient werden.

In den ersten Minuten unserer Begegnung mit der Künstlerin haben wir sofort gespürt, dass sie eine starke und zugleich eine sehr sensible, aber auch eine positive Persönlichkeit ist. Aufgrund dieser Verbindung von Verletzlichkeit und innerer Stärke entsteht die Anziehungskraft ihrer Kunst. Angelika Wende ist eine Künstlerin, die man nicht übersehen darf. Einige Menschen mögen ihre  Bilder als traurig empfinden. Es mag wohl sein. Aber die Traurigkeit, die Trübheit sind Bestandteile unseres Lebens und der menschlichen Psyche. Dass diese Begriffe zu unserem Leben gehören, wird ein bewusster Mensch nicht leugnen. Wenn man diese Bilder betrachtet, fühlt man sich zuerst vielleicht ein wenig unsicher: Verzerrte, wie gespalten wirkende Figuren und Gesichter, traurige Blicke. Dann aber entsteht wie durch Zauber im Betrachter ein Gefühl von innerer Stärke, Zuversicht und innerer Harmonie – trotz allem. Genauso wie es in unserer aller Leben ist. Ein leichter Hauch von Traurigkeit mag immer mit uns bleiben.

Kunstgalerie Santa Clara, Wiesbaden 2016

Ich danke meinen Galeristen für diese berührenden Worte.
Ja, sie haben mich verstanden ...