Donnerstag, 29. September 2016

Die Liebe verletzt nicht




Autoportrait 2016, AW

Auch wenn dich jemand verletzt hat.
Die Liebe hat dich nicht verletzt.
Es war ein Mensch, der dich verletzt hat.
Die Liebe verletzt nicht.
Wenn es verletzt ist es nicht Liebe.
Verschließe dein Herz nicht vor ihr.
Vertrau in die Liebe.
Du kannst ihr vertrauen. 

Mittwoch, 28. September 2016

Foto: AW

Kürzere Tage
Dem Sommer den Abschied gegeben

Kühle umfängt mich 
Frühe Dunkelheit aus der Erinnerung mich besucht

Möge der Herbst sie mit den Blättern 
davon wehen ...

Leise, sanft ...

Auf dass der Winter sie einfriere
Für die Ewigkeit unfühlbar.
 

Heilung findet allein in uns selbst statt




Selbstliebe basiert auf Selbstmitgefühl und heißt nicht: Ich bin auf immer und ewig happy, ich sehe alles positiv, ich bin ja so toll.

Ganz im Gegenteil, sich selbst lieb haben, bedeutet: Ich nehme mich an wie ich bin, auch mit meinen Problemen im Innen und im Außen. Selbstliebe ist eine große Kraft und hat viel mit Resilienz zu tun. Selbstliebe führt dazu, dass wir uns selbst wertschätzend, achtsam, mitfühlend und fürsorglich behandeln, wie eine gute Mutter es tun würde, in guten und in schlechten Zeiten. 

Wenn wir uns selbst lieben lernen, und die meisten von uns müssen es lernen, weil man es uns nicht gelehrt hat, lernen wir, dass wir selbst die Verantwortung übernehmen, für uns und unseren Weg durch unser Leben. Wir lernen auch, dass es keinen Menschen auf der Welt gibt, der uns den Mangel an Liebe geben kann, an dem wir leiden. Wir lernen es anzunehmen, dass uns das traurig macht, wir lernen, dass auch Traurigkeit und Einsamkeit zu uns gehören und wir lernen, dass uns auch das kein anderer abnehmen oder wegmachen kann. Wir lernen zähneknirschend "Ja" sagen zu dem was ist und wir hören auf wie kleine Kinder Heilsversprechen oder Menschen nachzujagen, die uns die Erlösung liefern wollen. Es gibt sie nicht durch andere. Das tut kein anderer für uns.

Wenn wir es nicht aus tieftstem Herzen selbst erarbeiten, dieses Ding mit der Erlösung, werden wir ewig Suchende und Bedürftige bleiben.

Jemand kann uns begleiten, jemand, der diesen Weg selbst gegangen ist. Und wer diesen Weg selbst gegangen ist, wird niemals behaupten: Ich kann dich heilen! Er weiß um die Wahrheit: Heilung findet allein in uns selbst statt. Auf diesem Weg kann er uns die Hand reichen und uns begleiten, gehen müssen wir ihn selbst.

Samstag, 24. September 2016

WORKSHOP: „SCHREIB ES DIR VON DER SEELE"

Meine lieben Leserinnen und Leser,
auch in diesem Herbst findet wieder mein Workshop: "Schreib es Dir von der Seele" statt.

Warum schreiben?
Autobiografisches Schreiben ist selbstwertdienlich.
Wer über sein Leben schreibt und es schreibend betrachtet, schreibt für seine Seele und findet zu sich selbst. Schreiben ist der Schlüssel zu unserem Gefühlsarchiv.


Du schreibst nicht, weil du etwas sagen willst, du schreibst, weil du etwas zu sagen hast. 
                                                                                                                        F. Scott Fitzgerald

6 Gründe, warum dieser Kurs Dich weiterbringen wird:

1. Weil Schreiben uns hilft zu verarbeiten und zu verstehen
Schreiben hilft uns, die Dinge zu verarbeiten und uns selbst besser zu verstehen. Die Rückschau auf unser Leben beispielsweise erlaubt uns, Muster zu erkennen und so den roten Faden zu begreifen. Schreiben ist hilfreich, um Altlasten abzulegen oder bestimmte Situationen, die uns noch heute belasten, besser zu verstehen.

2. Weil es uns uns selbst näher bringt
Schreiben ist ein Weg und ein Werkzeug, uns selbst, die eigenen Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte zu hinterfragen, Neues an uns zu entdecken, Potentiale auszubilden und um ungute Glaubensmuster aufzulösen. Über das eigene Leben zu schreiben, ist ein wundervoller kreativer Weg der Persönlichkeitsentwicklung.

3. Weil es das Selbstwertgefühl stärkt
Wer schreibt nimmt sich selbst intensiver wahr. Er erfährt, dass er eine eigene Stimme hat, und er kann stolz auf deine verfassten Texte sein. Er findet Zuhörer für seine Themen. (Texte werden im Kurs einander vorgelesen, wenn man das möchte.)

4. Weil es Ängste und Blockaden löst
Ängste, die wir nicht ausdrücken, blockieren unser Leben. Was sich nicht ausdrückt, drückt sich ein. Schreiben ist Selbstausdruck und löst so innere Blockaden. Den inneren Kampf beenden heißt: Uns mit dem Teil, den wir als größer empfinden als uns selbst, zu arrangieren. Es heißt, unseren Dämon lieben lernen. Dieser Dämon heißt meistens Angst. Angst hält uns klein.
Schreibend hören wir auf vor diesem Dämon davonzulaufen, wir schauen ihm ins Gesicht und konfrontieren uns mit dem, was wir fürchten. Angst, die nicht benannt wird, beherrscht das Leben. Es ist ok, Angst zu haben, sie ist ein gesundes Warngefühl, aber lass sie dich niemals von dem, was du tun willst, abhalten. Schreiben bringt uns mit der Angst auf Augenhöhe und verleiht uns den Mut, trotz der Angst zu handeln.

5. Weil es hilft, Krisen zu meistern
Bei Krisen, Krankheiten, Schicksalsschlägen, Trennungen und Verlusten hilft es, sich den Schmerz von der Seele zu schreiben. Schreiben kann dann ein Ventil sein.
Schreiben hilft auch, die Krise als Chance zu sehen.

6. Weil es Sinngebung im Jetzt ist.
Schreiben ist hilfreich, um Klarheit zu erlangen über das, was war und das, was ist.
Unsere Erinnerungen sind keineswegs eine objektive Wiedergabe unserer Vergangenheit. Was war, muss nicht so bleiben. Unsere Sicht auf die Dinge entscheidet, woran wir uns erinnern, wie wir uns erinnern und wie wir weitermachen wollen. Schreiben ist nicht nur Verarbeitung. Wir formen damit auch unsere Sicht von Welt. Schreiben öffnet den Raum für Probedenken und Probehandeln.
Schreiben hilft, das Leben im Jetzt zu gestalten.
Fang jetzt damit an!

Ich freue mich auf Euch und ein inspirierendes, spannendes Miteinander!

Herzlich,
Angelika Wende


Kursbeginn: Samstag, 22. Oktober 2016, 15 bis 17 Uhr.
Der Kurs geht über 5 Wochen.
Wir treffen uns jeden Samstag, außer dem 29.10. 2016, von 15 - 17 Uhr.

Ort: Der Kurs findet in den Räumen der wfk, Wiesbadener Freien Kunstschule, Friedrichstraße 7, 65185 Wiesbaden statt.
Kursgebühr: 190,- Euro
Mehr Infos und Anmeldung unter:
Mail aw@wende-praxis.de

Freitag, 23. September 2016

Über das Festhalten



Foto: AW
Festhalten bedeutet:
nicht geschehen lassen, was geschieht oder geschehen könnte,
nicht gehen zu lassen, was gehen will oder gehen könnte,
nicht entfalten zu lassen, was sich entfalten will oder entfalten könnte,
sondern die Dinge zu erzwingen und zu zwingen.
Es bedeutet den Fluss des Lebens anzuhalten. Und das gelingt nicht.
Aber wir hoffen, dass es gelingen könnte.
Damit täuschen und enttäuschen wir uns selbst.
Wir schaffen Leiden in uns selbst.

"Was abfallen muß, fällt ab; was zu uns gehört, bleibt bei uns, denn es geht alles nach Gesetzen vor sich, die größer als unsere Einsicht sind und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen", schreibt Rainer Maria Rilke.

Es ist der Lauf des Lebens, dass Dinge, Zustände, Situationen und Menschen uns verlassen. Wer sich dagegen stellt hat es schwer, er führt einen kräftezehrenden inneren Kampf, den er niemals gewinnen kann. Und doch kämpfen viele Menschen diesen Kampf. Sie kämpfen ihn solange bis sie das Leben verstanden haben. Ist es verstanden, hört der Kampf auf.
Macht es nicht Sinn zur Einsicht zu gelangen, anstatt sich ein Leben lang gegen einen Gegener zu stellen, der unbezwingbar ist? Es ist Weisheit loszulassen, eine Weisheit, die zu innerer Freiheit führt.

Donnerstag, 22. September 2016

Die Bedeutung des Gebens



Foto: AW

oft geben wir zuviel, weil wir ein übertrieben hohes verantwortungsgefühl haben.
oft geben wir zu viel, weil wir hoffen, dass die anderen uns dafür wertschätzen und lieben werden.
oft geben wir zuviel, weil wir erwarten, dass wir dann gebraucht werden.
oft geben wir zuviel, weil wir angst vor zurückweisung haben.
oft geben wir zuviel, weil wir andere an uns binden wollen.
oft geben wir zuviel, weil wir glauben, dass uns das wertvoller und liebenswerter macht.
oft geben wir zuviel, weil wir auf einen ausgleich hoffen.
oft geben wir zuviel, weil wir gelernt haben, nur wenn wir geben sind wir wertvoll.
oft geben wir zuviel, weil wir glauben, es sei ein schutzschild gegen die einsamkeit.
oft geben wir soviel, dass für uns selbst nichts mehr übrig bleibt.

wir geben zuviel, weil wir nicht gelernt haben, unsere innere stärke zu spüren, sie auszudrücken und nein zu sagen.

geben ist eine wunderbare haltung.
zur liebe gehört geben, zu jeder beziehung gehört geben, aber wir können lernen uns selbst nicht aufzugeben und gesunde grenzen zu setzen, hinsichtlich dessen, was und wieviel wir geben.
dazu ist es hilfreich uns dessen bewusst zu sein, warum wir oft zuviel geben.
es ist sehr wichtig die bedeutung des gebens zu verstehen.

Mittwoch, 21. September 2016

Ich weiß ...

 



ich weiß wie es ist, wenn man sich etwas vormacht, weil man glaubt, es sei weniger anstrengend als das, was man eigentlich machen sollte. 

ich weiß wie es ist, wenn man sich auf kompromisse einlässt, die von anfang an faul riechen, nur weil man denkt, kompromisslosigkeit macht allein. 

ich weiß wie es ist, wenn nähe fehlt und man nähe zulässt von einem, dem es gar nicht um dich geht, sondern um sich selbst und man denkt, besser als nichtnähe. 

ich weiß wie es ist, wenn man lügen glauben schenkt, weil die wahrheit weh tun würde und ihren preis hat.

ich weiß wie es ist, den anderen vorzumachen, man sei ok und: ja, ich hab alles im griff!, und sich dabei zuhört, wie man sich selbst belügt, nur weil man schwäche nicht zugeben will.

ich weiß wie es ist, wenn man zeit mit sinnlosem tun verbringt, weil man sich ablenken will, von dem was im nichtstun und stillsitzen ins licht treten könnte. 

ich weiß wie es ist, wenn man seinem bauch kein vertrauen schenkt, weil der kopf sagt: hey, das ist doch jetzt nicht wichtig wie sich das anfühlt, du hast einen vorteil davon, wenn du mir mehr glaubst!, und ihm glaubt und auf die schnauze fällst und wie weh das dann tut.

ich weiß wie es ist, wenn man sein herz verletzt und sich mit menschen umgibt,  die einem energie rauben, weil man meint man muss sich kümmern und retten, weil das kümmern und retten das ist, was dir eine lebensberechtigung gibt, die dir abgesprochen wurde von denen, die dich rettungslos allein gelassen haben.

ich weiß wie es ist, wenn man trotz gefühlter ohnmacht immer noch so tut als habe man kontrolle und innerlich fast verrückt wird vor schmerz, aber man es nicht zugeben will vor sich selbst und anderen, weil das versagen bedeuten könnte.

ich weiß wie es ist, wenn man belogen, betrogen und hintergangen wird und immer noch und immer wiederverzeiht, weil man ein guter mensch sein will und gute menschen nicht unverzeihlich sein dürfen. ich weiß wie es ist, wenn man verzeiht und wieder verletzt wird, vom dem, dem man verziehen hat und vor lauter fassungslosigkeit wie gelähmt ist und kein guter mensch mehr sein will.

ich weiß wie es ist, wenn die wut hochkriecht auf die ungerechtigkeit und das leid und man sich einredet, dass alles einen sinn hat, weil es das einzige ist, was dir die kraft gibt weiterzumachen, auch wenn du schon längst todmüde bist und das vertrauen verloren hast, dass am ende doch noch alles gut wird. 

ich weiß wie es ist, wenn man dabei zusehen muss, wie sich geliebte menschen selbst schaden und zerstören und du nichts aber auch nichts tun kannst und du weißt, du hast keine macht über andere menschen, dein gefühl aber sagt: tu weiter alles, bis zur selbstaufgabe, und es tust und am ende selbst am boden zerstört bist.

ich weiß wie es ist, wenn man erkennt: liebe ist nicht genug und dass sie keine krankheit der welt heilen kann, wenn der kranke dazu nicht bereit ist und gott nicht mitspielt. 

ich weiß wie schwer es ist loszulassen, was nicht veränderbar ist und wie schmerzhaft der kampf ist und wie schwer er gelingt und es dann endlich doch tut und aufhört zu kämpfen und einfach nur erschöpft ist und sich immer noch fragt: war es richtig loszulassen?

ich weiß, dass worte überhaupt nichts nützen, wenn die gefühle in dir ganz anders klingen als jedes hilfreiche wort in deinen ohren, von dem du genau weißt, dass es wahr ist.

ich weiß wie es ist, wenn man veränderung zum besseren will und es nicht schafft sie umzusetzen und sich selbst dafür runtermacht, weil man es nicht schafft.

ich weiß wie es ist, wenn alte wunden immer wieder zu bluten beginnnen, und du denkst: nein nicht schon wieder, das hattest du doch längst gelöst!, und wie es sich anfühlt das begreifen: nächste runde und wieder diese mühsal, ich mag nicht mehr. 

ich weiß wie es ist, wenn man fühlt, man sei nicht wertvoll, nicht gut genug, nicht liebenswert genug und so tut, als wüsste man es nicht und den anderen die maske hinhält, die all diesen schmerz verbergen soll und fühlt wie brüchig sie ist vom langen tragen und sich fragt: wann lerne ich endlich mein wahres gesicht zu zeigen, auch auf die gefahr hin verletzt zu werden? 

ich weiß wie es ist, wenn man sex mit liebe verwechselt und innerlich leer bleibt und es trotzdem tut, weil man denkt, besser als weiter unberührt bleiben. 

ich weiß wie es ist, wenn man eine rolle spielt und so tut als sei man wer, der man nicht ist oder auch ist, aber nicht wirklich sein will und seine schatten verbirgt vor sich selbst und anderen, weil man sich vor sich selbst und den anderen dafür schämt.

ich weiß wie es ist, wenn man lächelt, wo man weinen möchte, nur um andere nicht vor den kopf zu stoßen, weil man weiß wie sich zurückweisung anfühlt und sie keinem antun will, weil man sie selbst nicht aushält.

ich weiß wie es ist, wenn man alles verstehen will, weil man doch um die schatten der anderen weiß, wie um die eigenen und wie es sich anfühlt bei allem bemühen doch nicht verstehen zu können, weil es nichts zu verstehen gibt. 

ich weiß wie es ist antworten zu suchen und wie sinnlos alle warum-fragen sind, weil es auf vieles keine antwort gibt und das immer noch nicht glauben will, weil es hoffungslos macht.

ich weiß wie es ist, wenn man meint, man wisse etwas und spürt, dass man nichts weiß und nur glaubt es zu wissen.

ich weiß, dass etwas glauben nur heißt etwas zu meinen und dass etwas wissen heißt: gewissheit haben und dass das nicht dasselbe ist. 

ich weiß wie es ist, wenn man sich ins eigene innere zurückzieht, weil man alles nicht mehr aushält und sich in wahrheit selbst nicht mehr aushält.

ich weiß wie es ist, wenn man trost sucht und keine hand findet, die sich öffnet und dich hält und wie verzweiflung sich anfühlt, weil du dich mutterseelen allein fühlst und trotzdem überlebst und wieder ein stück vertrauen in andere verlierst und dir die kraft, die du auf diese weise gewonnen hast scheißegal ist, weil du immer noch den suchst, der dich bedingungslos liebt und dir halt gibt.

ich weiß all das und noch viel mehr und ich weiß, wie es sich anfühlt, all das zu erkennen und sich selbst in frage zu stellen und nichts mehr zu wissen, nicht einmal mehr wer du bist oder sein willst.

ich weiß, wenn man all das erfahren hat und immer wieder erfährt, kommt irgendwann der moment wo du anfängst mit der absoluten ehrlichkeit dir selbst gegenüber.

ich weiß, dass das der beginn des erwachens ist, der moment wo dir verdammt klar wird: es gibt keine abkürzung, keinen umweg, keinen der das deine für dich tun kann, und: jetzt geht die arbeit erst richtig los.

ich weiß, die arbeit lohnt sich.
das ist keine frage des glaubens für mich – ich weiß es.




Dienstag, 20. September 2016

Gedankensplitter



Foto: AW

die stärke eines menschen ist die treue zu sich selbst, die bewusste und gelebte achtung vor dem was er ist, und von dem er weiß, dass er es ist, zu diesem moment in der zeit.
er versucht nicht irgendetwas oder irgendwer zu sein.
er lässt seine identität nicht vom außen bestimmen und identifiziert sich nicht mit dem bild, das er von sich selbst hat, weil er weiß, dass auch das nur eine momentaufnahme ist.
er weiß, dass er ein dynamisches wesen ist, ein sich veränderndes wesen in einer sich verändernden welt in der alles fließt ...
er überlässt sich dem fließen seiner selbst ....

Montag, 19. September 2016

Wunden




Foto: AW

Solange die Wunden der Vergangenheit nicht geheilt sind werden sie schmerzen. Du kannst versuchen sie mit Alkohol, mit Drogen, mit Arbeit, mit Sex, mit Essen, mit Einkaufen, mit Ablenkungen jeder Art, zu verbinden - sie werden nicht aufhören zu schmerzen. Sie werden deine Beziehungen, deinen Alltag, deine Seele, deinen Geist und deinen Körper beeinträchtigen. Erst wenn du den Mut und die Kraft findest sie anzuschauen, sie wirklich anzuschauen und all den verdrängten Schmerz zu fühlen, der dich an die Vergangenheit bindet, und Frieden machst, mit dem was dich verletzt hat, wirst du Frieden finden.

Donnerstag, 15. September 2016

Ist das gut für mich?



Foto: AW

Wenn wir in unser Herz hineinhören, wenn es um kleine oder große Entscheidungen geht, könnten wir es fragen: Ist das gut für mich? Will ich das wirklich? Ist das der richtige Weg?
Ist es das was ich brauche?
Die Frage: Ist das gut für mich?, ist die entscheidene Frage.
Sie führt zu einer gesunden Handlungsweise uns selbst gegenüber.

Sonntag, 11. September 2016

Ein unachtsamer Satz wie: „Ich verstehe Sie nicht“, ist ein Therapiekiller.


 
Viele Menschen, die in Krisen zu einem Berater oder einem Therapeuten kommen,  haben in ihrer Kindheit psychische Traumatisierungen, also schwere seelische Verletzungen erfahren, die sie bislang nicht aufarbeiten konnten, egal wie alt sie zu diesem Moment in der Zeit sind.

Menschen mit Traumatisierungen aus der Kindheit und Jugend können schwerer mit einer Krise umgehen, denn oft sind es gerade die alten Traumata, die als Ursache oder Mitursache fungieren, wenn sie in einer scheinbar unlösbaren Lebenskrise stecken. 

Diese Menschen erleben Krisen auch als Erwachsene meist ähnlich wie Kinder. Es treten Ängste auf, die denjenigen gleichen, die in den belastenden Kindheitserfahrungen entstanden sind und sich im weiteren Leben, wurden sie nicht aufgearbeitet, verfestigt haben. Mit anderen Worten: Die Krise kann einen traumatisierten Menschen retraumatisieren. Sie wirkt wie ein Trigger, der ihn emotional nach Hinten wirft. Diese sogenannten Trigger (Auslöser) bewirken dann unter Umständen heftige Überreaktionen, die von Außenstehenden kaum nachvollziehbar sind.
Menschen mit einem Entwicklungstrauma, das immer auch eine Bindungsstörung zur Folge hat, entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Fülle von symptomatischen  Verhaltensweisen, um ihre seelischen Defizite auszugleichen und zu kompensieren. Dissoziative Symptome, die Aufspaltung in verschiedene Teilpersönlichkeiten Alkoholabhängigkeit, Drogenmissbrauch, Zwänge, Essstörungen, Selbstverletzung, Selbsthass, unangemessen erscheinende Wutausbrüche, Ängste bis hin zu Panikattacken, Depression oder Suizidgedanken sind meist auf seelische Traumatisierungen in der Vergangenheit zurückzuführen.

Bei einem akutem Trauma, dazu gehören z.B. der Tod eines Angehörigen, Trennungen, Missbrauch, Verlust der Arbeit, Unfälle und Katastrophen, was meist die Schwerpunkte bei Krisenintervention sind, können sich diese Symptome massiv verstärken oder wenn sie lange Zeit nicht auftraten, wieder neu auftreten. 

Dieser möglichen Hintergründe müssen sich alle Berater und Therapeuten bewusst sein. Es ist also immer möglich, wenn uns ein Mensch in der Krise begegnet, dass da in dem Erwachsenen der vor uns sitzt, ein verängstigtes, misstrauisches, verlassenes, nach Hilfe schreiendes Kind sitzt, dem Schlimmes widerfahren ist und das sich der aktuellen Situation vollkommen hilflos ausgeliefert fühlt. Ein Kind, dem mit erwachsenen Mitteln und Denkmustern nicht zu helfen ist, weil es gerade keinerlei vernünftigen Überblick über die Situation und seine Gefühle hat. Aus diesem Grund ist es in Krisensituationen nicht hilfreich rational und sachlich, sprich von Erwachsenem zu Erwachsenem, das emotionale Desaster der Betroffenen eindämmen zu wollen. Vielmehr gilt es anzuerkennen: Dieser Mensch fühlt sich tatsächlich völlig hilflos und ohnmächtig, auch wenn er auf den ersten Blick klug, intelligent und rhetorisch gewandt formulieren kann was ihn belastet und ziemlich erwachsen rüberkommt. 

Gerade traumatisierte Menschen sind Meister der Verstellung. Sie haben sich oft eine Rüstung zulegen müssen, um sich vor neuen Verletzungen zu schützen.
Hinter diese Rüstung zu blicken, das verletzte Kind durch die Rüstung zu spüren, es zu erkennen und es in seiner existentiellen Not ernst zu nehmen, ist die Voraussetzung um eine tragfähige Beziehung  in jeder Art von Krisenintervention aufzubauen. Traumatisierte Menschen, die in einer Krise stecken, brauchen Achtsamkeit, Achtung, Annahme und Verlässlichkeit. Sie brauchen Verstehen und sie brauchen die Sicherheit, die sie als Kind von ihren Bezugspersonen nicht bekommen haben. 

Vor allem aber erfordert eine erfolgreiche Krisenintervention in diesen Fällen, neben bestimmten allgemeingültigen psychologischen Prinzipien eine Form des Nachempfindens. Alice Miller nannte das Compassion: Mitgefühl als die Frucht einer lebendigen Beziehung.
Ist dieses Mitgefühl seitens des Helfers nicht vorhanden, ist die Intervention nutzlos. Bleibt der Berater, bzw. der Therapeut, distanziert und auf dem Level eines „über den Dingen stehenden Erwachsenen“, wiederholt er genau das, was einst die Eltern des traumatisierten Kindes getan haben: Er lässt es allein. 

Es ist daher elementar wichtig dem Betroffenen zu glauben, das heißt, von seiner Sicht der Dinge auszugehen, auch wenn sie für uns als Helfer rational nicht nachzuvollziehen ist. Es ist elementar wichtig das momentane Verhalten, die Überreaktionen und die von außen betrachtet unangemessen scheinenden dramatischen Empfindungen als Notsignal zu verstehen. Jeder Versuch den Betroffenen mit moralischen oder vernunftorientierten Argumenten zu ermahnen oder ihm seine Gedanken und Gefühle ausreden zu wollen ist kontraproduktiv und im Zweifel zutiefst schädlich.

Jeder Berater und jeder Therapeut muss sich bemühen, die Bedeutung und die subjektive Notwendigkeit der Notsignale nachzuvollziehen oder nachzuempfinden. Im besten Falle aber hat er "Compassion". Wer mit Menschen arbeitet und kein Mitgefühl in sich trägt kann zwar sein Lehrbuch gut kennen, das Menschliche aber, in all seinen Tiefen, Irrungen und Verwirrungen, ist und bleibt ihm fremd.

Ein unachtsamer Satz wie: „Ich verstehe Sie nicht“, ist ein Therapiekiller.
Diese Worte vernichten nicht nur das Vertrauen, das dem Helfer geschenkt werden soll oder geschenkt wurde, sie katapultieren den Betroffenen mitsamt seinem Leid dahin zurück wo sein Leid begonnen hat: In das verletzende Elternhaus. Er bleibt wieder unverstanden und fühlt sich von aller Welt verlassen. Seine Sicht und sein Empfinden von Welt werden bestätigt und weiter verfestigt.  

Menschen in der Krise leiden. Sie sind auf der Suche nach Zuwendung, Verständnis, Sicherheit und Schutz.  
Beratung und Therapie sind eine Möglichkeit, etwas davon zumindest für die Zeit der gemeinsam verbrachten Stunden zu empfinden. Und sie sind eine Möglichkeit die Erfahrung einer tragfähigen Beziehung zu machen, deren Basis Wahrhaftigkeit, Verständnis und Vertrauen ist, etwas was diese Menschen vielleicht nie zuvor erleben durften. Das ist heilsam.Ud wenn es zutiefst heilsam wirkt, ist es sogar eine Möglichkeit dieser Erfahrung zu verinnerlichen und in das weitere Leben mitzunehmen. 

Erst wenn diese Beziehung gegeben ist, können der Helfer und der Betroffene, gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, um den Weg aus der Krise finden und ihn bis zum Ende gehen.

***

Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind, und was weiß ich von Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich stehen, wie vor dem Eingang zur Hölle.

Franz Kafka









Samstag, 10. September 2016

Wach



Spiritualität hat nichts mit Abgehobensein zu tun. Sie hat auch nichts damit zu tun, dass man sich über den Dingen stehend empfindet, sie hat auch nichts damit zu tun, dass man die Wahrheit mit Löffeln gefressen oder für sich gepachtet hat, sie hat auch nichts damit zu tun, dass man glaubt weiser zu sein als andere und das Universum mit Glanz und Gloria als Alleins begriffen zu haben oder von wundervollen Einsichten übergossen zu werden.
Ein spiritueller Mensch ist wach.
Er ist im Moment, er weiß genau wo er ist, er hat sich vollkommen auf die Wirklichkeit eingelassen. Er ist achtsam, mitfühlend, gütig und gegenwärtig. Er weiß um die Flüchtigkeit der Dinge und der Welt. Er weiß um die Unbeständigkeit und die Unsicherheit der Dinge und des Lebens. Er weiß, das sich alles in einem ständigen Zustand der Veränderung befindet und dass das Anhaften an Dinge, Lebensituationen und Menschen nicht nur sinnlos ist, sondern Leiden schafft. Er besteht nicht darauf, dass etwas so bleibt wie es ist. Er weiß, dass beides einfach der Lauf der Welt ist. Das heißt nicht, dass er den Dingen mit Gleichgültigkeit begegnet und immer gelassen ist, aber er begegnet ihnen in angepasster und angemessener Weise. Er fürchtet sich nicht vor schmerzhaften Erfahrungen und läuft nicht vor ihnen weg, er lebt achtsam und mit dem was gerade ist, im Wissen, dass nichts bleibt wie es ist. Er besteht nicht darauf, dass etwas so bleibt wie es ist. Er akzeptiert den Wandel als universelles Gesetz.

Freitag, 9. September 2016

Urvertrauen

 
 
Foto: AW

Das Gegenteil von Angst ist Urvertrauen.
Urvertrauen ist die Gewissheit, dass wir getragen werden 
und dass der Kern unseres Seins unzerstörbar und ewig ist.
Haben wir dieses Urvertrauen, vertrauen wir darauf, 
dass aus der Perspektive des großen Ganzen betrachtet alles Sinn hat, 
was uns im Leben begegnet.

Dienstag, 6. September 2016

Sonntag, 4. September 2016

Jetztzeit




Foto: AW

es gibt zeiten, da ist es so still in mir, dass worte weder hinein noch hinaus wollen.
zeiten, in denen der pegel meines bewusstseins still steht und nicht stetig steigt.
zeiten, in denen mein denken nur mir gehört und ich es nicht teilen will.
zeiten des rückzugs, der mir hilft inneren frieden zu kultivieren.
zeiten, in denen ich kein müssen spüre und keinen drang etwas nützliches zu tun oder sinnvolles zu schaffen.
zeiten, in denen ich keinen fortschritt betreiben will, sondern stehen bleiben, da wo ich stehe.
zeiten, in denen das innere meer in mir eine glatte fläche ist.
zeiten, in denen ich nichts neues wissen will und keine lust habe, neues zu erfahren.
es gibt zeiten, in denen es so still ist in mir, dass ich einfach nur da sitzen will ohne etwas zu wollen.
diese zeit ist jetzt.