Montag, 26. Dezember 2016

Und gäbe es den Tod nicht, wie würden wir leben?




 

Wieder ist ein großer Musiker von uns gegangen. Als ich heute früh die Nachricht gelesen habe, war ich schockiert und traurig. George Michael ist tot. Er starb an Weihnachten im Schlaf. Sein Herz blieb stehen, liest man. Ich kenne alle seine Songs, ich kann jede Textzeile mitsingen. Ich liebe seine Texte, weil sie oft genau das ausdrücken, was ich fühle. Sie haben mir Trost gespendet immer wieder. Rest in Peace, George Michael und danke für das, was ich von dir empfangen durfte.
In diesem Jahr sind viele große Musiker gestorben. In diesem Jahr sind unzählige Menschen gestorben, in diesem Jahr ist der Tod allgegenwärtig, aber nicht nur in diesem Jahr. Er ist es immer. In jedem Moment sterben Menschen und viele sterben in sinnlosen Kriegen und aus Gründen, die uns sinnlos erscheinen.

Der Tod ist allgegenwärtig. Seine Unberechenbarkeit und seine Allmacht macht Angst.

Ich denke viel über den Tod nach. Der Tod ist ein Dieb. Er raubt uns das Leben. Der Tod ist grausam, besonders wenn er ein Leben ohne Vorankündigung einfach auslöscht. Wenn es kein Abschiednehmen gibt für den Sterbenden und die, die ihn lieben, dann ist er grausam und unmenschlich. Wie kann etwas, das so unmenschlich ist zum Menschenleben gehören?, frage ich mich. Und weiß die Antwort längst: Jedes Ding, alles im Leben hat immer zwei Seiten. Das eine ohne das andere gibt es nicht. Und es gibt etwas, das größer ist als wir und das zeigt sich ganz groß am Ende. Es gibt keine Garantie für keinen von uns, dass er das Geschenk erhält sich vom Leben und seinen Lieben zu verabschieden, bevor der Tod ihn holt. Es wäre barmherzig uns in Würde verabschieden zu dürfen, bevor wir unser Dasein beenden müssen, aber auch Barmherzigkeit ist kein verbrieftes Lebensrecht. Wir leben um zu sterben, das ist was ist.

Wir haben Wünsche, nicht nur im und für das Leben, unsere Wünsche sind über das Leben und seine Endlichkeit hinaus gerichtet. 

Wir wünschen uns leicht zu sterben, wenn es denn schon sein muss, wir wünschen uns einen sanften Tod, manche von uns wünschen sich den Eingang in den Himmel oder sie wünschen sich die Wiedergeburt und glauben daran. Eingang ins Himmelreich, Erlösung, damit tröstet wir uns, damit trösten wir Sterbende und Trauernde und jene, für die das Leben auf Erden kein Himmelreich ist oder war. Ich denke, ob Himmel oder Hölle, wir machen uns beides maßgeblich selbst und das zu Lebzeiten, das Schicksal einmal außen vor genommen. Aber auch hier können wir wählen, wie wir mit dem umgehen was uns widerfährt.

Viele Menschen verdrängen den Gedanken an den Tod. Gut so, oder nicht gut. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer sich zuviel mit der Vergänglichkeit beschäftigt wird melancholisch, aber er lebt auch bewusster, denn er weiß um die Kostbarkeit jeden Moments.

"Es ist die Betrachtung über den Tod, die hilft, die Verblendung durch die Sinnenfreuden zu zerstören. Es ist die Betrachtung über den Tod, die hilft, Eitelkeit und Arroganz zu zerschlagen", sagt Buddha.

Das ist wahr. Und dennoch, alle Gedanken über den Tod, alle Deutungsversuche der Religionen und der Philosophie ob der Endlichkeit menschlichen Seins münden in Fragen, behelfen sich von Platon bis Nietzsche bis hin zu Buddha mit dem Fazit: Man begebe sich in die Akzeptanz des Unvermeidlichen und gestalte ein Leben, das keinen Nachschlag verlangt, dass die Zukunft überflüssig macht durch das wertschätzende und achtsame Gewahrsein der Gegenwart.

Das Wertschätzen des Moments, Achtsamkeit und Dankbarkeit für das Leben im Moment. Ist das möglich? Es ist leichter möglich, wenn wir glücklich und zufrieden sind, wenn wir lieben und geliebt werden und vom Leid verschont bleiben, könnte die Antwort sein.

Aber in welchem Leben stimmt alles und was ist stimmig? Und was ist ein gutes Leben? Leid gehört zum Leben wie der Tod. Aber wir Menschen wollen das nicht akzeptieren, weil es schwer ist, weil wir nach dem Glück streben und Leid vermeiden wollen. Ja, es ist sehr schwer. Es ist schwer loszulassen von unseren Vorstellungen, die wir über das Leben haben, wie es sein soll. Und weil wir sterben müssen sind sie oft so hoch geschraubt.

Wir lieben Idealisierungen, wir hängen an Illusionen. Sie sind das Salzkorn in der Suppe des Lebens. Wünsche, Träume, Visionen und ja, auch unsere Illusionen geben uns Kraft, sie helfen uns auch schwere Zeiten zu überleben, sie helfen uns, uns zu verwirklichen und verleihen unserem Leben Sinn. Der Mensch ist ein Sinnsucher und somit ist alles erlaubt, was diesen Sinn schafft, solange wir leben.

Aber was ist der Sinn des Todes?
Wir wissen es nicht, außer, dass er uns das Leben nimmt.
Und gäbe es den Tod nicht, wie würden wir leben?
Was wäre wichtig und was würde uns antreiben, wenn es ein ewiges Leben gäbe?
Vielleicht nichts, vielleicht hätte dann nichts eine Bedeutung.

Ich weiß es nicht.
Namaste Ihr Lieben

2 Kommentare:

  1. Sie haben bestimmt viele stille Leserinnen, wie ich eine bin.
    Ich lese hier schon jahrelang und Ihre Beiträge sind für mich
    ein echter Gewinn Ihre guten Gedanken geben mir viel.
    Und dafür möchte ich mich heute endlich mal herzlich bedanken
    und Ihnen ein langes, gesundes und schönes Leben wünschen.

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