Mittwoch, 28. Februar 2018

Vom Geben und Nehmen

Zeichnung. A.Wende

„Geben ist seliger denn Nehmen“, so steht es in der Bibel. Das ist wahr, aber es ist auch wahr: Es kommt auf die Balance von Geben und Nehmen an, denn wer allzu großzügig ist, wer über die Maßen gibt, gerät in Gefahr, ausgenutzt zu werden und sich ausnutzen zu lassen.
Die Basis jeder zwischenmenschlichen Beziehung ist ein ausgeglichenes Verhältnis von gegenseitigem Geben und Nehmen, von gegenseitiger Unterstützung und gegenseitiger Achtung und in Paarbeziehungen - von gegenseitiger Verlässlichkeit, Wertschätzung, Unterstützung, Treue und Liebe.

Wir alle geben im Vertrauen etwas zurückbekommen. Das ist keine Berechnung, das ist zutiefst menschlich. Wir schenken zum Beispiel Vertrauen in der Hoffnung es zurückzubekommen. Wir unterstützen den Anderen in der unbewussten Erwartung auch Unterstützung zu erhalten, wenn wir sie einmal brauchen. Wenn wir in einer Partnerschaft leben, dann erhoffen wir etwas zu gewinnen, nämlich dass das Leben zu zweit erfüllter ist als alleine und dass wir Jemanden an unserer Seite haben, der uns zu Seite steht, in guten und in schlechten Zeiten, wie es so schön heißt. Wir alle haben Erwartungen an den anderen und an die Beziehung. Das ist nicht egoistisch, das ist seit Jahrtausenden das was Menschen zusammenführt und zusammenhält. Das ist die Wirklichkeit auf der zwischenmenschliche Beziehungen gelebt werden.

So ist es auch beim Geben und Nehmen der Liebe. Das Gleichgewicht ist entscheidend. Und doch sieht es manchmal anders aus: Der Eine gibt bereitwillig und bedingungslos, während der andere sich mit Liebe füttern lässt. Eine Rollenverteilung, die auf Dauer den Gebenden nicht glücklich macht, denn zu einer gelingenden Partnerschaft gehört immer auch, dass man Liebe vom anderen erfährt.
Wer das Gefühl hat, immer zu viel zu geben, könnte einmal innehalten und sich fragen: Tut mein liebendes ewig gebendes Herz mir selbst und der Beziehung gut? Wohin führt dieses Ungleichgewicht in meiner Beziehung auf Dauer? Sind meine eigenen Bedürfnisse erfüllt oder erfülle ich ständig die Bedürfnisse des Anderen und - was geschieht mit mir wenn ich das weiter tue? Ist das, was ich hier lebe, ein wohltuendes Gleichgewicht oder brenne ich im Zweifel aus vor lauter Geben?

Solange sich in Beziehungen Geben und Nehmen die Waage halten, befinden sich die Beziehung und die Menschen in der Beziehung in Balance. Kippt das Gewicht aber, d.h. gibt der Eine stets mehr als der Andere, nimmt der Andere stets mehr als er gibt, gibt es Konflikte. Merkt der Eine nach einer Zeit, dass er ständig mehr gibt als er zurückbekommt, führt dies zu Gefühlen wie Frust, Wut, Enttäuschung und Traurigkeit – er fühlt sich zurückgewiesen, ausgenutzt oder sogar benutzt. Er ist überfordert, weil er vieles oder das Meiste alleine machen und bewältigen muss, während der andere sein eigenes Ding oder gar nichts macht.
Wenn der Eine vollen Einsatz bringt, während der andere keinen oder sehr wenig einbringt und sich trotz aller Bitten weiter aufs Nehmen verlegt, ist das eine unausgewogene Kombination. Dass diese auf Dauer nicht gut geht versteht sich von selbst.

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